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Da war noch alles in Ordnung: 2009 hatte Quentin Tarantino gerade seine "Inglourious Basterds" abgedreht, und Angelina Jolie und Brad Pitt arbeiteten auf dem roten Teppich in Cannes routiniert an ihrer medialen Unsterblichkeit als Hollywoods Traumpaar. Damit ist nun Schluss, aber die Medien bleiben dran.

Foto: REUTERS / Martin Bureau

Vielleicht war es einfach zu schön, um wahr zu sein. Jedenfalls hat die Studie eines Marketing-Experten enthüllt, welche Vertrauenskrise sich mit der Trennung von Angelina Jolie und Brad Pitt verbindet. Folgt man den Umfrageergebnissen, die Jeetendr Sehdev, Marketing-Professor an der University of Southern California, spontan zusammengetragen hat, dann haben etwa 67 Prozent der Briten den Glauben an die Wahrhaftigkeit der "goldenen Paare" in der Kunstwelt Hollywoods verloren, seit das Aushängeschild "Brangelina" an Glanz eingebüßt hat. Bei den Amerikanern dürfte es nicht viel anders aussehen.

Brangelina, die Marke, der man Mythisches andichtete, schon weil die beiden Beteiligten immer wieder große, gefühlvolle, scheinbar ehrliche Statements über die Haltbarkeit ihrer Beziehung abgaben. Der Traum vom idealen Paar, er sei wohl endgültig geplatzt, doziert Professor Sehdev. Viele, die all ihre Hoffnungen auf Jolie und Pitt projiziert hätten, seien nun umso bitterer enttäuscht.

Brangelina, die Marke, war einfach zu perfekt. Eine grandiose Hollywood-Romanze, die praktisch jeden ihre Präsenz spüren ließ, "vom roten Teppich bis hin zu den Flüchtlingslagern in den Krisengebieten der Welt", schreibt die "New York Times".

Schlüssellochgucker

Es kursieren Gerüchte, nach denen Jolie, die Uno-Sonderbotschafterin, die erst im September im jordanischen Camp Azraq drei Tage unter heimatlosen Syrern verbrachte, sich zusehends vom Kino abzuwenden gedachte, um sich mit Haut und Haar einer politischen Laufbahn zu verschreiben. Es gibt Gerüchte, dass es die Aussicht auf einen solchen Karriereschwenk war, der Pitt auf Distanz zu seiner Frau gehen ließ. Er wollte Filme machen, sie dachte an die Vereinten Nationen.

Die "New York Post", das bunteste aller Boulevardblätter New Yorks, hat einen scheinbar Eingeweihten aufgespürt, um ihn anonym zu Wort kommen zu lassen. Je älter Angelina werde, umso ernsthafter werde sie, "und das ganze Hollywood-Ding hängt ihr langsam zum Hals raus", orakelte die anonyme Quelle. Fundamentale Differenzen in den Lebensansichten, fügte die Quelle hinzu, hätten einen Keil zwischen die beiden getrieben.

Wahrscheinlich ist es verlässlicher, sich an Richard Brody zu halten, den lebensklugen Filmkritiker der hochseriösen Zeitschrift "The New Yorker". "Was wissen wir Schlüssellochgucker schon darüber, was in der Beziehung zwischen zwei Menschen geschieht, egal ob es sich um Stars handelt oder um ganz gewöhnliche Lebewesen?", fragt Brody.

Verschwörungstheorien

Dann wäre da noch der Celebrity-Kosmos. Von Ethan Hawke heißt es, er sei nicht mal mehr aus dem Bett gekommen, so deprimiert sei er gewesen, seit die Nachricht vom Ende Brangelinas die Runde machte.

Jon Voight lässt wissen, dass sich seiner eine große Trauer bemächtigt habe. Über George Clooney weiß die "Huffington Post" zu berichten, dass er sichtlich erschüttert sei angesichts der schockierenden News.

Und in den Klatschportalen im Internet verbreiten Verschwörungstheoretiker eine These, die mit dem Timing der Trennungsmeldung politische Absichten verbindet. Demzufolge soll die Anwaltskanzlei, die das trockene Statement über die von Jolie eingereichte Scheidung in Umlauf brachte, bewusst den Dienstag ausgesucht haben. Den Tag, an dem Barack Obama am East River in New York seine achte und letzte Rede vor der Uno-Vollversammlung hielt. Nur um ihn zu überstrahlen, nur, weil man dem US-Präsidenten die Schlagzeilen des finalen Auftritts auf der Weltbühne nicht gönnen wollte. Nichts scheint zu absurd, als dass es sich auf dem Planeten Hollywood nicht als Gerücht streuen ließe.

Wühlen im Schlamm

Nur: Es gibt eben auch schon die ersten unbestrittenen Opfer, bevor der Rosenkrieg richtig angefangen hat. Es sind die sechs Kinder der just geplatzten Traumehe, Maddox (15), Pax (12), Zahara (11), Shiloh (10), Knox und Vivienne (8), die von den anonymen Quellen in die Öffentlichkeit gezerrt werden. Nach einem unbestätigten Bericht des Tratschportals TMZ soll sich Brad Pitt vergangene Woche im betrunkenen Zustand "verbal und physisch" an den drei Mädchen und drei Jungen vergriffen haben.

Die Behörden in Los Angeles dementierten zunächst. Was wiederum nichts daran änderte, dass sie bei TMZ Detail für Detail schildern, was sich angeblich zutrug. Bereits beim Anflug auf Los Angeles in einem Privatflugzeug, zitiert das Medium wie immer anonyme Beobachter, sei Pitt ausgerastet, habe geschrien und die Kinder attackiert. Der neueste Dreh: Am Freitag bestätigte eine FBI-Sprecherin gegenüber der deutschen Presseagentur dpa dann doch, dass gegen Pitt ermittelt werde – wegen eines angeblichen "Vorfalls in einem Flugzeug".

Warum Pitt ausgerastet sein soll, wissen nicht einmal die anonymen Quellen. Die jüngste Episode ist jedenfalls ein Vorgeschmack auf die Schlammschlacht, die da noch kommt. Kompromittierende Details über beide Elternteile, so schreibt es eine amerikanische Zeitung, werden dabei zur Währung im Kampf um Auflage und Aufmerksamkeit. (Frank Herrmann, 24.9.2016)