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Bei dem Angriff auf den Hilfskonvoi starben zwanzig Menschen.

Foto: Reuters/Abdullah

Moskau/Damaskus – Nach der Zerstörung eines UN-Hilfskonvois im Norden Syriens hat Russland eine Untersuchung des Zwischenfalls angekündigt. "Das Militär wird die Vorgänge vom 19. September prüfen, um alle Details zu klären", teilte das Außenministerium in Moskau am Dienstag mit. Das Außenamt wies erneut Vorwürfe zurück, Russland könne darin verwickelt sein.

"Mit Empörung nehmen wir die Versuche (...) wahr, der russischen und der syrischen Luftwaffe die Verantwortung für den Zwischenfall zu geben", hieß es der Agentur Interfax zufolge in einer Mitteilung. Für solche Anschuldigungen gebe es keine Beweise.

USA machen Russland verantwortlich

Die USA machen weiterhin Russland für den Angriff auf einen Hilfskonvoi in Syrien verantwortlich. Alle Informationen deuteten auf einen Luftangriff auf den Konvoi hin, und damit könnten nur Russland oder die syrische Regierung hinter der Tat stecken, sagte der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Ben Rhodes, am Dienstag in New York: "Auf jeden Fall machen wir Russland für Luftangriffe in dieser Gegend verantwortlich."

Aufruf zur Zusammenarbeit

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, auf Videoaufzeichnungen sei gut sichtbar, dass Terroristen mit einem Lastwagen den Konvoi begleiten würden. "Auf dem Fahrzeug steht ein großkalibriger Granatwerfer", sagte Generalmajor Igor Konaschenkow.

Der Vizechef des Verteidigungsausschusses in Moskau, Franz Klinzewitsch, rief die USA mit Nachdruck zur Zusammenarbeit mit Russland im Syrien-Konflikt auf. "Ich sage nicht, dass die USA den Konvoi bombardiert haben. Aber es ist klar, dass sie den Konvoi schamlos für einen Informationskrieg benutzen", kritisierte er.

Uno spricht nicht mehr von "Luftangriff

Die Vereinten Nationen haben ihre Wortwahl nach dem Zwischenfall geändert und sprechen nun allgemein von einem "Angriff" und nicht mehr von einem "Luftangriff". "Wir sind nicht in der Lage festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Luftangriff gehandelt hat", sagte ein UN-Sprecher am Dienstag.

Entsprechende Formulierungen in Erklärungen der Uno gingen vermutlich auf einen Fehler bei der Erstellung des Entwurfs zurück. Auch die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte erklärt, der Angriff auf einen Konvoi am Montagabend in der Nähe von Aleppo sei entweder von den syrischen oder den russischen Streitkräften geflogen worden. Beide Staaten wiesen die Vorwürfe zurück. Bei dem Vorfall kamen etwa 20 Menschen ums Leben.

USA beobachteten syrische Truppen zwei Tage lang

Nach dem Luftangriff der US-geführten Koalition auf Regierungstruppen in Syrien hat das amerikanische Zentralkommando Details zu dem Vorfall öffentlich gemacht. Das Ziel sei zwei Tage lang beobachtet worden, sagte Sprecher John Thomas am Dienstag.

Man sei der Meinung gewesen, dass man verlässliche Informationen darüber gehabt habe. Die Koalition ging demnach davon aus, dass es sich um eine Stellung des Islamischen Staates (IS) handelte.

Bei dem Angriff waren nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 90 Soldaten der syrischen Armee getötet worden. Noch während der Angriff lief, warnte Russland die US-Seite, dass es sich um Truppen der Regierung handelte.

Thomas sagte, bei der Warnung sei es aber zu einer Verzögerung gekommen, weil der Anruf der russischen Seite kryptisch gewesen sei und nicht sofort den richtigen Gesprächspartner erreicht habe. "Als die Russen uns gesagt haben, dass es sich um Stellungen des Regimes handeln könnte, haben wir den Angriff sofort gestoppt."

Der Vorfall soll untersucht werden. Offen ist aber, wann erste Ergebnisse vorliegen könnten. (APA, 20.9.2016)