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Zerstörter Lastwagen nach Beschuss eines Hilfskonvois in Aleppo.

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Löschmannschaften versuchen die Brände einzudämmen.

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Zerstörung von Hilfsgütern.

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Dieser Lastwagen überstand den Angriff.

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Beschädigtes Lagerhaus.

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Aleppo/Damaskus – Nach dem tödlichen Luftangriff auf einen Hilfskonvoi in Syrien stoppen die Vereinten Nationen vorerst alle ihre Hilfslieferungen in dem Bürgerkriegsland. Als "sofortige Sicherheitsmaßnahmen" würden alle Konvois gestoppt, sagte der Sprecher des Uno-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA), Jens Laerke, am Dienstag in Genf.

Bis zu einer "neuen Bewertung der Sicherheitslage" werde es keine Hilfslieferungen mehr geben, sagte Laerke, der eine "Untersuchung" des Luftangriffs forderte. Der Hilfskonvoi, der nach Angaben des OCHA-Sprechers vor allem Hilfsgüter der Uno transportierte, war am Montag westlich von Aleppo aus der Luft angegriffen worden. Nach Angaben von Aktivisten wurden dabei zwölf Menschen getötet.

Unter ihnen war auch ein Mitarbeiter des syrischen Roten Halbmonds, wie die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften in Genf mitteilte. Außerdem seien mehrere Zivilisten getötet oder verletzt worden. Vor einer Entscheidung über die Wiederaufnahme der Hilfe für zehntausende Syrer müsse die Sicherheitslage der Uno-Mitarbeiter geprüft werden, erklärte OCHA.

Ein vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Aufklärungsvideo einer Drohne zeigt den Konvoi vor dem Luftangriff.

Moskau: Nicht von Russland oder Syrien zerstört

Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge ist der Angriff nicht vom russischen oder syrischen Militär verursacht worden. "Weder die russische noch die syrische Armee hat einen Luftangriff auf den UN-Konvoi bei Aleppo geflogen", sagte Generalmajor Igor Konaschenkow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge.

"Wir haben Videoaufzeichnungen geprüft und keine Anzeichen festgestellt, dass die Wagenkolonne von Munition – welcher Art auch immer – getroffen wurde. Zu sehen sind keine Bombentrichter, die Wagen weisen keine Schäden durch eine Druckwelle auf. Alles, was wir im Video gesehen haben, ist eine direkte Folge eines Brandes", sagte Konaschenkow.

Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana veröffentlichte eine Meldung, der zufolge die Armee nichts mit dem Angriff zu tun habe.

31 Fahrzeuge

Die Lastwagen gehörten zu einem Konvoi von insgesamt 31 Fahrzeugen der Uno sowie des Roten Halbmonds, die 78.000 Menschen in der Ortschaft Orum al-Kubra versorgen sollten. Mindestens 18 Lastwagen wurden beschädigt.

Die Uno hatte mit Abscheu und Fassungslosigkeit auf den tödlichen Luftangriff reagiert. Sollte sich der Angriff vorsätzlich gegen die Helfer gerichtet haben, "dann läuft dies auf ein Kriegsverbrechen hinaus", sagte der Chef der Uno-Hilfseinsätze, Stephen O'Brien. Uno-Vertreter hatten betont, dass der Hilfskonvoi in intensiven Verhandlungen mit den Konfliktparteien vorbereitet worden und klar als humanitärer Transport gekennzeichnet gewesen sei.

"Ungeheuerlicher Verstoß"

Auch das Rote Kreuz setzt seine Hilfskonvois nach dem Aleppo-Angriff vorerst aus. Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, bezeichnete den Angriff als einen "ungeheuerlichen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht". Er warnte vor ernsten Folgen für die Arbeit von Hilfsorganisationen in Syrien.

Die Hilfsorganisation World Vision zeigte sich ebenfalls alarmiert. "Dieser tödliche Angriff ist ein erschreckender Wendepunkt in diesem Konflikt – und absolut verheerend für tausende Kinder und deren Familien, die auf diese Hilfsgüter warteten. Es ist eine besorgniserregende Entwicklung für alle Organisationen, die innerhalb Syriens Hilfe leisten", sagt Martijn Hekman, der stellvertretende Einsatzdirektor der Syrienhilfe am Dienstag in einer Presseaussendung. Die nun aufgekündigte Waffenruhe habe "den Kindern, die seit Jahren Gewalt und Leid ertragen müssen, in den besetzten Gebieten des Landes nichts gebracht". (red, APA, 20.9.2016)