"Wir haben verstanden!" So reagierte einst der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder auf das schlechte Abschneiden seiner Sozialdemokraten bei Wahlen. Am Montag, nach der Niederlage bei der Berliner Wahl, hatte auch seine Nachfolgerin Angela Merkel einen solchen "Ich habe verstanden"-Moment.

Nicht nur die CSU ist seit Monaten äußerst unzufrieden. Auch aus der CDU hatte Merkel nach den vielen verlorenen Wahlen immer mehr Druck bekommen, doch jetzt mal irgendetwas zu ändern. Also gab sich Merkel reumütig und selbstkritisch wie noch nie zuvor. Von Fehlern sprach sie und davon, dass sie gerne die Zeit zurückdrehen würde.

Diese Aussage mag zwar ehrlich und menschlich sein, aber ob sie in einer Zeit, in der man im Berlin schon vom "Merkel-Malus" für die CDU spricht, hilfreich war, sei dahingestellt. Immerhin aber hat Merkel recht deutlich gemacht, dass das Jahr 2015 mit seinen hohen Flüchtlingszahlen sich nicht wiederholen dürfe.

Das klingt schon ein wenig anders als das ewige "Wir schaffen das", das Merkel vor kurzem noch verteidigt und jetzt aber doch kassiert hat, weil es keiner mehr hören konnte. Denn das ist ja die Sorge von immer mehr Deutschen – auch wenn die Zahl der Flüchtlinge jetzt gesunken ist: dass es noch auf Jahre hinaus immer so weitergehen wird. Allerdings ist auch jetzt eines offen: ob Merkels neue Töne bei den Wählern überhaupt noch ankommen. (Birgit Baumann, 19.9.2016)