Erst Schwerin, jetzt Berlin. So lautete in der Alternative für Deutschland (AfD) in den letzten Tagen vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus die Parole. Man wollte auch in der deutschen Hauptstadt Platz zwei erreichen, so wie vor 14 Tagen in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Partei aus dem Stand 20,8 Prozent schaffte.

Doch ganz so heftig fiel der Siegesrausch in Berlin dann nicht aus. Berlin ist eben anders. Die deutsche Hauptstadt wählt eher links, die Furcht vor Ausländern ist in einer Stadt, in der Kreuzberg nicht bloß eine Bezirksbezeichnung, sondern ein Lebensgefühl ist, nicht so groß wie in Mecklenburg-Vorpommern, wo paradoxerweise fast überhaupt keine Ausländer leben.

Doch Grund zur Beruhigung gibt es für Sozialdemokraten und CDU deshalb noch längst nicht. Selbst im "linken" Berlin machten viele Unzufriedene ihr Kreuz bei der AfD, die Entwicklung setzt sich fort: SPD und CDU verlieren auf Kosten jener "Alternative", die gegen sie Stimmung macht.

Die AfD zog am Sonntag in das zehnte von insgesamt 16 deutschen Landesparlamenten ein. Sie wird weiter die "großen" Parteien vor sich hertreiben und sich als die einzige wahre Alternative in der Flüchtlingspolitik anpreisen.

Somit ist auch die Wahl in Berlin Auftrag an die SPD, aber noch viel mehr an CDU und CSU. Wenn sie ihre Politik schon nicht ändern wollen, dann sollten sie diese dem Volk deutlich besser erklären. (Birgit Baumann, 18.9.2016)