Wien – Nachgerade euphorisch hat Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) das Ergebnis der Direktoriumswahl im ORF kommentiert. "Das ist schon nahe an der Sternstunde", sagte er bei einer Diskussionsveranstaltung am Donnerstagabend. Besonders begeistert zeigte er sich über die Kür von Andreas Nadler zum Kaufmännischen Direktor.

"Ich kenne Nadler, für dessen Parteimitgliedschaft ich mich zu keinem Zeitpunkt interessiert habe, als einen der kompetentesten Finanzverantwortlichen eines wirklich großen Milliardenunternehmens", so Drozda. "Ich finde, das Signal, dass sich Kompetenz bezahlt macht, ist das richtige", das gelte fürs gesamte vierköpfige Team.

"Nicht die Kompetenz absprechen"

"Deal" oder "Abtausch" habe es keinen gegeben, und es hätten ja "auch ÖVP-Vertreter aus den Bundesländern mitgestimmt". Die insgesamt 30 Stimmen für das Landesdirektorium sind es auch, die sich Drozda "nahe an der Sternstunde" wähnen lassen.

Was die auf landespolitisches Begehr ausgetauschten Landesdirektoren in Salzburg und im Burgenland betrifft, ersuchte er, den neu Gewählten "nicht die Kompetenz abzusprechen". Man sollte ihnen "drei Monate Zeit geben, ihre Jobs zu machen, dann kann man darüber urteilen, ob das in Ordnung ist oder nicht". Generell gelte: "Es ist ein legitimer Vorgang, jemand abzulösen."

ÖVP reagiert kühl

ÖVP-Generalsekretär Werner Amon teilt Drozdas Begeisterung über das neue ORF-Direktorium nicht. "Man muss aufpassen, dass keine Sternschnuppe aus dieser Sternstunde wird", sagte er am Freitag im Ö1-"Mittagsjournal" als Reaktion auf Drozdas entsprechende Aussage. Die sei "fast ein bisschen bezeichnend".

"Offenbar hat die SPÖ hier massiv Einfluss ausgeübt und hat eine gewisse Wirkung entfaltet", so Amons Interpretation der Ereignisse. "Das nehmen wir jetzt einmal zur Kenntnis." (APA, 15.9.2016)