Das neue ORF-Team nach der Wahl. Vl.n.r.: Finanzdirektor Andreas Nadler, Programmdirektorin Kathrin Zechner, ORF-Chef Alexander Wrabetz, Radiodirektorin Monika Eigensperger und der Technische Direktor Michael Götzhaber.

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ORF-Chef Alexander Wrabetz vor Beginn der Stiftungsratssitzung.

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Das ORF-Direktorium.

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Wien – Die vier Zentraldirektoren des ORF sind mit 23 Pro-Stimmen von 35 Stiftungsräten bestellt. FM4-Chefin Monika Eigensperger wird Radiodirektorin, die bisherige Fernsehdirektorin Kathrin Zechner TV-Programmdirektorin, Andreas Nadler, bisher Nummer zwei in der kaufmännischen Direktion, rückt dort zum Direktor auf, Michael Götzhaber bleibt Technikdirektor. Die Landesdirektoren wurden mit 30 Stimmen bestellt – mehr dazu hier.

Bürgerliche Stimmen

Von den bürgerlichen Stiftungsräten stimmten die Vertreter von Vorarlberg und Tirol dem Direktorenvorschlag von Alexander Wrabetz zu; Franz Medwenitsch und Matthias Limbeck (Salzburg) enthielten sich nach ersten Infos.

Am 9. August hatten die 13 der ÖVP zugerechneten Stiftungsräte geschlossen für Richard Grasl als ORF-General gestimmt. Wrabetz erhielt bei der Generalswahl 18 Stimmen und damit die Mehrheit.

FPÖ an Bord

Für Wrabetz als General stimmten 13 SPÖ-Stiftungsräte, der Vertreter Kärntens, zwei unabhängige Betriebsräte sowie die Stiftungsräte der Grünen und der Neos. Bei der Direktorenwahl am Donnerstag gesellten sich dazu zwei bürgerliche Stimmen, eine unabhängig-bürgerliche Betriebsrätin, der unabhängige Franz Küberl sowie FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger.

Gegen das Direktorenteam votierten neun bürgerliche Stiftungsräte sowie der Vertreter des Teams Stronach.

ÖVP-Forderungen

Die ÖVP ist damit mit ihren Forderungen für die ORF-Direktorenbestellung nicht durchgekommen. Laut Stiftungsräten kam kein Deal zwischen SPÖ und ÖVP zustande. Wrabetz schlug deshalb Andreas Nadler, den langjährigen Leiter der ORF-Finanzwirtschaft, als Finanzdirektor vor.

Die ÖVP beharrte nach STANDARD-Infos auf Roland Weissmann als Finanzdirektor, er ist Chefproducer und langjähriger Weggefährte des bisherigen Finanzdirektors Richard Grasl, der Wrabetz im Sommer bei der Generalswahl unterlag. Zudem bestand sie offenbar auf einem ORF-Generalsekretär, den sie mit dem Geschäftsführer des Zeitungsverbands, Gerald Grünberger, besetzen wollte.

Koalitionsfrost

Über die Nacht verhandelten auch hochrangige Regierungsmitglieder über die ORF-Direktorenbesetzung. Die Stimmung nach dem gescheiterten Deal wurde Donnerstagvormittag am Rande des Stiftungsrats beschrieben mit: "Jetzt herrscht Krieg" zwischen SPÖ und ÖVP – nicht allein auf dem Küniglberg, sondern auch in der Koalition.

Fachmann

SPÖ-Freundeskreissprecher Erich Fenninger erklärte vor der Sitzung des Stiftungsrats, es gehe in schwierigen Zeiten für den ORF um einen Fachmann statt politischer Deals. Er sei für einen "verdienten Mitarbeiter" als Finanzdirektor. Das deutete schon auf Nadler hin, der bereits für die ORF-Finanzdirektoren seit Peter Radel und Alexander Wrabetz arbeitete.

Gebührenbeschluss ohne ÖVP möglich

Der geplatzte Deal mit der ÖVP lässt vehementen Widerstand der bürgerlichen Stiftungsräte gegen den im Herbst geplanten Antrag auf Gebührenerhöhung erwarten. Wrabetz könnte den Antrag im Stiftungsrat aber nach STANDARD-Berechnungen mit einer knappen Mehrheit auch ohne ÖVP durchbringen. (fid, 15.9.2016)