Spiele wie "Star Citizen" (im Bild) oder "No Man's Sky" feiern dank der "Faszination Weltall" Millionenerfolge.

Foto: Star Citizen
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Bild: Eve Online
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Bild: No Man's Sky
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Bild: Elite Dangerous
Bild: Elite Dangerous

Der Weltraum – faszinierend, endlos und unbekannt – verspricht eines: Freiheit. Hinzufliegen, wo immer man will. Immer weitere, von keinem anderen Menschen je erblickte Dinge zu sehen. Das ist eine Verheißung, die besonders dem sesshaften Bildschirmarbeiter der Gegenwart als unwiderstehlich erscheint. Auch wenn sich unser Bewegungsradius abseits der Urlaubszeit massiv verkleinert hat, bleibt das Nomadentum in uns verankert.

Vielleicht erklärt dies einen Teil der Faszination, den die Weiten des digitalen Alls auf viele Menschen ausüben: Während sich die alltäglichen Räume, auch dank Globalisierung, Home-Office und Versandhandel, stetig reduzieren, öffnen sich immer größere virtuelle Unendlichkeiten. Doch selbst wenn wir selbst zu Lebzeiten wohl nicht ins All aufbrechen werden, lässt sich die Sehnsucht, die sich beim Anblick des sternenklaren Nachthimmels in uns rührt, auch durch Videospiele stillen.

Oder besser gesagt: besonders durch Videospiele. Denn eigentlich ist es die Interaktivität dieses Mediums, die die Faszination des Weltalls so richtig hautnah erfahrbar macht, weitaus mehr, als dies Film oder Literatur gelingen kann. Spiele bieten sozusagen die ganz große Illusion, um sich so richtig zu verlieren. Und diese Größe ist essenziell: Kaum ein anderes Setting lebt so sehr vom riesenhaften Maßstab wie die "unendlichen Weiten".

Video: Wir spielen "No Man's Sky"
WIRSPIELEN

Space-Cowboys

Nur: Was tun in dieser Unendlichkeit? Das vor kurzem veröffentlichte Weltraumabenteuer "No Man's Sky" etwa bietet mit der absurden Zahl von 18 Quintillionen Planeten das größte Spieleuniversum, das es jemals gab. Fast ebenso groß war bei manchen Spielern dann aber die Enttäuschung angesichts fehlender Missionen und uneingelöster Versprechen. Es ist ein gewaltiger, durch Algorithmen entstandener Spielplatz, nur echte Aufgaben gibt es hier kaum.

Die große Stärke des Mediums, seine Spieler die Beinahe-Unendlichkeit am eigenen Leib spüren zu lassen, bringt spielerische Herausforderungen mit sich. Natürlich sollen ein wenig Raumkampf und Gefahr durch Piraten oder gar Außerirdische den monotonen Pilotenalltag auflockern, und genauso sollen Wirtschaft oder gar Politik ihren Platz haben. Der nächste große Hoffnungsträger des Genres, Chris Roberts' mit 120 Mio. Dollar finanziertes "Star Citizen", ähnelt auch deshalb momentan noch einer riesigen Baustelle – damit bei der Veröffentlichung irgendwann in Zukunft nur ja kein Leerlauf droht.

Dabei können sich die meisten Spieler in der Leere des Alls durchaus selbst beschäftigen, wenn sie nur ein Minimum an Handlungsangeboten haben. Das zeigen der reanimierte Raumflugklassiker "Elite Dangerous" oder das Weltraum-MMO "EVE Online". Beide sind riesige Weltraum-Sandkisten und verzichten auf clevere Hollywood-Storys. Stattdessen bieten sie etwas ganz anderes, was es nur im Spiel gibt: eine Art Alltag im All. Das Pendeln zwischen lukrativen Sternensystemen als Händler, die repetitiven Patrouillen als Gesetzeshüter oder die Koordination von interstellaren Warenflüssen machen das Driften im Kosmos durchaus zum meditativen Zeitvertrieb. Freiheit bedeutet schließlich auch, sich zurücklehnen zu können.

Video: Demo zu "Star Citizen"
StarCitizen

Die große Leere

So lockt nicht nur der Kampf gegen die lebensfeindliche Umwelt, sondern, im Gegenteil, auch das oft banale Alltagsleben in dieser Weite, das die für den Menschenhorizont kaum fassbare Weite erst fassbar macht. Die erhabene Größe des Weltraums lässt sich in den ruhigen Momenten am besten erfahren; das versteht jeder, dem es beim Sternenhimmel je die Sprache verschlagen hat. Denn so viele Welten dort draußen auf Entdeckung warten mögen: Zum größten Teil besteht dieser Raum aus Leere.

Spiele wie "Star Citizen" (im Bild) oder "No Man's Sky" feiern dank der "Faszination Weltall" Millionenerfolge. (Rainer Sigl, 11.10.2016)