Bloomington – Psychologen der Indiana University sind der Frage nachgegangen, wann Menschen am stärksten zur Eigensabotage neigen. Soll heißen, wann sie Umstände herbeiführen, die als Entschuldigung dafür gelten können, dass ihre Fähigkeit, eine belastende Aufgabe zu erfüllen, eingeschränkt ist. Als klassisches Beispiel für Eigensabotage nennen die Forscher um Studienerstautorin Julie Eyink die fatale Idee, in der Nacht vor einer Prüfung oder einem Vorstellungsgespräch einen trinken zu gehen. Ein anderes wäre eine eingebildete Krankheit.

Insbesondere wollten die Forscher wissen, wie diese Neigung mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus zusammenhängt und ob es einen signifikanten Unterschied zwischen Frühaufstehern und Morgenmuffeln gibt. Für ihre im "Journal of Experimental Social Psychology" veröffentlichte Studie griffen sie auf 237 Probanden zurück, die zuvor bei einer Befragung als Tag- oder Nachtmenschen kategorisiert worden waren. Auch deren individuelle Neigung zur Eigensabotage wurde erhoben.

Der Test

Diese Probanden ließen die Psychologen nun Intelligenztests absolvieren, entweder acht Uhr morgens oder acht Uhr abends. Ebenso wie durch die – per Zufall getroffene – Auswahl der Testzeit wurden die Probanden auch in Sachen "Vorwissen" in zwei Gruppen geteilt: Der einen wurde gesagt, dass Stress zu schlechterem Abschneiden beim Test führen würde – der anderen hingegen, dass Stress keine Auswirkung habe.

Wie erwartet bekundeten Probanden mit Hang zur Eigensabotage anschließend, dass sie unter erhöhtem Stress gestanden hätten – eine vorbeugende Entschuldigung für den Fall, dass ihre Testresultate nicht gut genug sein könnten. Interessant war aber, dass sie dies verstärkt in den Fällen taten, in denen der Test in die Tageszeit ihrer höchsten Leistungsfähigkeit fiel: also bei Nachteulen abends, bei Frühaufstehern morgens. Eigensaboteure, die den Test zu einer Tageszeit absolvierten, die ihnen eigentlich nicht liegen sollte, fühlten sich hingegen nicht gestresster als Probanden ohne besonderen Hang zur Eigensabotage.

Heyink betont, dass diese Ergebnisse auf den ersten Blick kontraintuitiv erscheinen. Tatsächlich würden sie aber zeigen, dass Eigensabotage eine Strategie ist, die kognitive Ressourcen verbraucht und erst dann zum Einsatz kommt, wenn diese in vollem Umfang zur Verfügung stehen. Sie warnt aber davor, jetzt zu glauben, schwierige Aufgaben am besten einfach dem persönlichen Tagesrhythmus entgegen anzugehen – das Faktum der mit diesem Rhythmus wechselnden Leistungsfähigkeit bleibe ja trotzdem bestehen. Wer zu Eigensabotage neigt, solle daher am besten auf professionelle Hilfe bzw. Beratung setzen. (red, 18. 9. 2016)