Mit ihrem Programm will die Pensionsversicherungsanstalt Menschen mit Erkrankungen dabei unterstützen, mit Beeinträchtigungen optimal leben zu können.

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Es gibt ein äußerst erfolgreiches Computerspiel mit dem Namen "Civilization", bei dem es darum geht, Welten aufzubauen. Eine Gesellschaft mit optimalen Bedingungen sozusagen: Gesunde, zufriedene Menschen sind eine Voraussetzung in diesem Spiel. Genügend Arbeitsplätze, denn das bringt Einkommen für den Staat, der seinerseits dann Geld in neue Projekte investieren kann.

Im wirklichen Leben sind es die Krankenkassen und die Pensionsversicherung, die als Erste bemerken, wenn sich der allgemeine Gesundheitszustand der Menschen im Land verschlechtert. 2004 zahlte die PVA 34.835 stationäre Reha-Aufenthalte, 2015 hat sich die Zahl auf 98.627 fast verdreifacht. "Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist massiv gestiegen", berichtet PVA-Obmann Manfred Anderle und sieht Handlungsbedarf. Denn der überwiegende Teil der Berufsunfähigkeitspensionen ist auf psychische Erkrankungen zurückzuführen.

Großer Bedarf

Für den stellvertretenden PVA-Generaldirektor Kurt Aust ist der Fahrplan klar: "Wir brauchen mehr Plätze, unsere Vorhersagen zur Entwicklung von psychischen Erkrankungen von 2012 haben das Problem unterschätzt", sagt er und fordert mehr sogenannte Psych-Betten. Allgemein wolle man das System der Rehabilitation adaptieren – und verstärkt ambulante Rehabilitationsmöglichkeiten schaffen, damit etwa auch Alleinerzieherinnen von den Angeboten profitieren können.

Wichtig ist für Aust, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. "Jeder versucht erst einmal selbst mit psychischen Beeinträchtigungen zurechtzukommen. Dabei ist es entscheidend, die Erkrankungen möglichst früh abzufangen", sagt er aus Erfahrung und setzt auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Krankenversicherungen, um gemeinsam neue Strategien zu entwickeln.

"Ziel ist es, dass die Menschen mit der eigenen Erkrankung umgehen lernen und in der Gesellschaft integriert bleiben", sagt PVA-Chefärztin Ursula Graninger und meint damit sämtliche chronischen Erkrankungen. Der Vorteil einer Rehab: "Unsere Ärzte haben viel Zeit und können gemeinsam mit den Patienten Strategien entwickeln."

Win-Win-Situation

Obmann Anderle sieht im Rehab-Angebot eine Win-win-Situation. Zum einen gelingt es, Patienten zu helfen, zum anderen profitiert die gesamte Gesellschaft. Berufsunfähigkeit ist die teuerste Variante. 180.000 Bewilligungen hat die PVA im vergangenen Jahr abgewickelt, seit 2003 haben sich die Gesamtaufwendungen der PVA für Reha auf über 900 Millionen Euro verdoppelt.

Die Verantwortlichen in der PVA setzen insofern das um, was in Spielen wie "Civilization" zum Sieg führt. Demnächst wird der neue Masterplan vorgestellt. Die wichtigsten Anpassungen für die Zukunft: Die Definition neuer Bereiche (Stichwort Prävention von Erkrankungen), das Erfassen von sich häufenden Krankheitsbilder (etwa Krebs, Atemwegserkrankungen, psychische Erkrankungen, Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Schmerzen), der Ausbau des eigenen Angebots ("Wir suchen für unsere Einrichtungen Ärzte", betont Ursula Graninger), eine engere Zusammenarbeit mit den Sozialversicherungen ("Wir müssen die Erkrankungen rechtzeitig erwischen, das geht nur gemeinsam mit den Krankenversicherungen", so Aust) und der Ausbau des ambulanten Reha-Bereichs.

Wenn all das in den nächsten Jahren gelänge, wäre Österreich als Gesellschaft ganz sicher auf der Gewinnerspur. "Wir rüsten uns für einen Ansturm in den nächsten Jahren", so Aust. (Karin Pollack, 15.9.2016)