Es war im Sommer 1976, Campino wurde 14, feierte bei Verwandten in England. Und dort hat es für ihn boom gemacht, er wurde Zeuge der Punkbewegung. "Punk hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt", erzählt der Sänger der Toten Hosen 40 Jahre später in der Doku London's Burning – Campino auf den Spuren des Punk".

Für diese Spurensuche – im ORF war sie jetzt im Kulturmontag zu sehen – schicken ihn die Regisseure Hannes Rossacher und Simon Witter nach London und auch nach New York, um mit den Protagonisten von damals zu plaudern. Das Ansinnen: Campino soll ergründen, ob Punkrock für das Leben von heute noch eine Bedeutung hat.

Foto: ORF/Kobalt Images GmbH/Alex Seidenstücker

Zu Wort kommen etwa Bob Geldof von den Boomtown Rats, T.V. Smith von den Adverts, Charlie Harper von den UK Subs. Das Ganze hätte ein ziemlich peinliches Früher-war- alles-Besser-Gesudere werden können. Tatsächlich aber gelingt Rossacher und Witter ein recht umfangreiches Panoptikum der damaligen Szene. Und auch Campino macht seine Sache gut. Es hilft ihm freilich, dass er einige seiner Gesprächspartner und die Szene schon lange kennt.

Foto: ORF/Kobalt Images GmbH/Alex Seidenstücker

Vor allem der gescheiten Viv Albertine von den Slits zuzuhören zahlt sich aus. "Ich wusste nicht, dass ich als Frau beim Sex Geräusche machen darf, bis ich Patti Smith auf der Bühne grunzen und schnaufen hörte", sagt sie einmal.

Foto: ORF/Kobalt Images GmbH/Alex Seidenstücker

Nur manchmal gibt er sich ein bisserl naiv. Ob es nicht ein Widerspruch sei, dass Punk heute auch ein Geschäftsmodell ist, mit dem fleißig geworben wird, fragt er etwa Mike Clewley, den Beauftragten für Kulturtourismus in London. Zumal doch die Punks gegen die Regierung rebelliert haben? Lieb irgendwie. (Astrid Ebenführer, 13.9.2016)

Foto: ORF/Kobalt Images GmbH/Alex Seidenstücker