Es ist löblich, wenn Erwachsene dem Nachwuchs das Verhalten auf dem Schulweg zeigen, bevor sie die Sprößlinge alleine spazieren lassen – vorausgesetzt sie benehmen sich nicht selbst wie Pubertierende.

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Der kleine Kevin hatte Glück. Er stolperte verträumt über den Zebrastreifen – und blieb heil. Denn der ordnungsgemäß im Schnarchtempo durch die Seitengasse kriechende Kleinwagen konnte sich gerade noch einbremsen.

Das Ärgerliche an dem Vorfall: Die Mutter des Buben stand am Straßenrand und quatschte – erraten – in ihr Mobiltelefon. Den Vorfall bemerkte die gute Frau erst, als die Reifen quietschten und die Fahrerin geschockt aus dem Wagen sprang, um sich von der Unversehrtheit des Buben zu vergewissern. Welche Worte die Fahrerin der entgeistert blickenden Mutter entgegenschleuderte, als sie ihrer gewärtig wurde, sei unseren p. t. Lesern erspart. Sie sind eines mit Sicherheit nicht: jugendfrei, sie entsprachen nicht der guten Kinderstube, aus der die Fahrzeughalterin augenscheinlich stammte.

Erziehungsberechtigte schulen

Da sich Vorfälle wie diese täglich wiederholen, stellt sich die Frage, was die von Autofahrerklubs und vom Kuratorium für Verkehrssicherheit anempfohlene elterliche Verkehrserziehung für Schulkinder bringen soll. Erziehungsberechtigte wie diese gehörten zunächst einmal selbst geschult, ehe sie auf Heranwachsende und Straßenverkehr losgelassen werden.

Es ist ja grundsätzlich löblich, wenn Erwachsene mit ihrem Nachwuchs das Verhalten auf dem Schulweg üben. Allerdings benehmen sich viele von ihnen eher wie Pubertierende. Das Einzige, das sie sicher zu wissen scheinen, ist, dass der Autofahrer bei einem Unfall mit einem Fußgänger jedenfalls schuld ist. Sonst würden sie nicht wie Kühe über die Straße latschen. (Luise Ungerböck, 12.9.2016)