Leipzig – Es traf sich gut, dass am Samstag über Leipzig der Hochdruck regierte. So konnten hunderte Dortmund-Fans den Schlager in der deutschen Bundesliga gegen Rasenball (1:0) bei angenehmen Temperaturen problemlos oben ohne verfolgen.

Denn das mussten sie. Viele Dortmunder hatten nämlich Online-Tickets für den Leipziger Heimbereich erworben, der laut Stadionordnung nicht mit Fan-Utensilien der Gäste betreten werden darf. Die Leiberln waren also an einer Sammelstelle abzugeben. Ein skurriles Bild.

"Das ist bei uns klar in der Stadionordnung verankert und auch gängige Praxis in der Bundesliga. Und auch beim Online-Ticketverkauf wird jeder explizit zweimal darauf hingewiesen, dass in Block D keine Fans der Gastmannschaft in ihren Fan-Utensilien Zutritt haben. Diese Entscheidung wurde ganz transparent und offen kommuniziert", erklärte ein RB-Sprecher am Sonntag.

Tatsächlich haben mehrere Vereine eine solche Vorschrift in Kraft gesetzt. In Leipzig aber gibt es gleich zwei ausgewiesene Heimbereiche, was so nur noch beim FC Bayern München der Fall ist. Das kompliziert die Lage für die Reisenden. Die BVB-Anhänger bekamen nach der Partie ihre abgegebenen Sachen zurück.

Mut und Geilheit

Die Maßnahme hatte keine Auswirkungen auf ein friedliches Heimdebüt der Leipziger. Vom Hassduell zwischen Tradition und Kommerz war rund um die Partie nicht viel zu spüren. Und als die Spieler von RB den ersten Heimsieg der Klubgeschichte noch vor dem Fanblock feierten, nahm Ralf Rangnick seinen Trainer Ralph Hasenhüttl in den Arm. "Ich habe ihm einfach nur zu dieser großartigen Leistung gratuliert", sagte Rangnick später. Nach dem 1:0 Dortmund herrschte beim Aufsteiger Euphorie. Der sonst so kontrollierte Rangnick war aus dem Häuschen. "Um es in der Fußballersprache zu sagen: Es war einfach nur geil", sagte der Sportdirektor und stellte den Mut von Trainer und Spielern heraus: "Die Mannschaft hat bis zum Schluss auf Sieg gespielt. Solche Wechsel wagt nicht jeder Trainer."

Hasenhüttl ging in der Schlussviertelstunde Risiko und lag mit der Einwechslung von Emil Forsberg, Oliver Burke und Naby Keita goldrichtig. In der 89. Minute wanderte der Ball von Forsberg über Burke zu Keita, und der Neuzugang aus Salzburg schloss zum 1:0 ab. "Großartig, wenn du eine solche Qualität auf der Bank hast", sagte Hasenhüttl.

Das Bearbeiten des Gegners war gegen Dortmund die große Stärke, und so soll es auch bleiben. "Wir hatten nur 35 Prozent Ballbesitz. Aber das könnte charakteristisch für unser Spiel in der Zukunft sein", sagte Hasenhüttl, der die Arbeit gegen den Ball schon beim FC Ingolstadt bis zur Perfektion getrieben hatte. In der Euphorie um den Sieg zur Heimpremiere vor 43.000 Zuschauern in der vollen WM-Arena ging auch die Debatte um den angeblichen Kampf der Kulturen unter. (sid, APA, red, 11.9.2016)