Das Umi Max wird derzeit für rund 150 Euro verkauft.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Immer wieder gelingt es kleinen, chinesischen Smartphone-Herstellern, auch außerhalb ihres Heimatmarktes etwas Bekanntschaft zu erlangen. Eine davon, die in letzter Zeit sogar Werbung in bekannteren, amerikanischen Android-Blogs schaltet, ist Umi Mobile. Schon seit einiger Zeit wird diese Marke auch von Importhändlern gepusht.

Produziert werden Hauptsächlich Android-Handys im Preisbereich von 120 bis 200 Euro. Sie sollen mit ordentlicher Ausstattung und guter Verarbeitung punkten. Eines der neuen Modell ist das 5,5-Zoll-Gerät Umi Max. Der WebStandard hat sich das Telefon näher angesehen. Das Testmuster wurde vom Händler Chinavasion zur Verfügung gestellt.

Groß, schwer, wertig

Das Umi Max ist wahrlich kein Leichtgewicht und auch für Nutzer gedacht, die ein großes Gerät bevorzugen. Bei Maßen von 151 x 75 x 8,5 Millimeter bringt es das Handy auf 199 Gramm. Das Gewicht ist freilich auch der Materialwahl geschuldet, denn die Hardware steckt hier in einem Aluminiumgehäuse.

Auf dessen rechten Seite finden sich eine Lautstärkewippe und der Ein/Aus-Schalter, auf der linken Seite eine etwas wackelige Extrataste, die sich für den Schnellstart diverser Apps konfigurieren lässt. Die Unterseite beherbergt einen Monolautsprecher sowie den USB-C-Anschluss. Auf der Oberseite findet sich – neuerdings bedarf dies ja einer gesonderten Erwähnung – der 3,5mm-Klinkenstecker für Kopfhörer und Headsets.

Das Handy ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass sich chinesische Hersteller zu einem Gutteil von ihrem einstigen Image als "Ramschfabriken" emanzipiert haben, was die Verarbeitung betrifft. Das Gehäuse schließt sauber mit dem Displaypanel ab, problematische Spalten sind nicht zu finden, lediglich auf der Unterseite sitzt ein Teil der Abdeckung am Testgerät minimal schräg. Insgesamt macht das Gerät einen wertigen Eindruck.

Ergonomie und Display

Beim Bildschirm setzt Umi auf ein IPS-Panel, das nach eigenen Angaben von Sharp stammt. Dieses bietet eine Auflösung von 1920 x 1080. Farbwiedergabe und Kontraste sind ordentlich, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau von Highendgeräten. Die maximale Helligkeit könnte ebenfalls höher sein, ist aber der Preisklasse ebenfalls mehr als angemessen. Allerdings spiegelt das Panel relativ stark, sodass bei direkter Sonneneinstrahlung das Ablesen des Bildschirms deutlich schwerer fällt.

In ergonomischer Hinsicht gibt es wenig auszusetzen. Das Handy liegt gut in der Hand, die Rückseite könnte allerdings weniger rutschig sein. Die Tasten lassen sich recht bequem erreichen, sofern man keine kleineren Hände hat. Einhändige Verwendung ist aufgrund der Größe des Max nur selten eine Option.

Mittelklasse-Ausstattung

Den Unterbau des Handys bildet der Mediatek-Chipsatz MT6755, auch Helio P10 genannt, ein Octacore-Prozessor mit zwei unterschiedlich getakteten Vierkern-Segmenten auf Cortex-A53-Basis (2 GHz und 1 GHz). Ihm zur Seite stehen 3 GB Arbeitsspeicher. Der interne Speicher ist mit 16 GB dimensioniert. Er lässt sich per microSD-Karte erweitern, sofern man Willens ist, dafür einen der beiden microSIM-Slots zu opfern.

Das Handy bietet LTE-Support (laut Spezifikationsangaben inklusive Band 20), 802.11n-WLAN und Bluetooth 4.1. Ein NFC-Modul ist nicht integriert. Auf der Rückseite findet sich ein Fingerabdruckscanner für komfortablere Entsperrung. Der Lithium-Polymer-Akku umfasst stolze 4.000 mAh und liefert damit auch den Grund für die recht wuchtige Erscheinung des Smartphones und eine zweite Begründung für sein vergleichsweise hohes Gewicht.

Die rückseitige Kamera liefert Bilder mit einer Auflösung von 13 Megapixel und bringt einen Dual-Tone-LED-Blitz mit. Die Frontkamera erstellt Fotos in fünf Megapixel. Vorinstalliert ist Android 6.0.

Firmware nahe an "Vanilla Android"

Bei der Firmware fällt positiv auf, dass Umi Abseits von einigen wenigen angepassten Icons die Oberfläche von "Vanilla Android" erhalten hat. In den Systemeinstellungen finden sich zusätzliche Optionen, um Sonderfunktionen wie die Extrataste oder einen hybriden Downloadmodus, der WLAN und mobiles Breitband gleichzeitig verwendet, zu konfigurieren.

Dazu lässt sich die Navigation anpassen: Es lassen sich wahlweise entweder die kapazitiven Tasten unter dem Display oder die Onscreen-Navigation nutzen, wobei deren Button-Anordnung nach eigenem Geschmack eingestellt werden kann.

Benchmarks

Bei den Benchmarks ordnet sich das Umi Max in der Mittelklasse ein. Etwas mehr als 47.000 Punkte beim Allround-Test mit Antutu bescheinigen ihm in etwa das Leistungsvermögen von zwei bis drei Jahre alten Flaggschiffen. Mit 415 Punkten im GFX Bench (Sling Shot ES 3.1) ordnet es sich ebenfalls nicht als Gerät für Freunde grafisch aufwändiger Mobile Games ein, zumal die gerenderte Szene zu keiner Zeit auch nur ansatzweise flüssig lief. Auch der Browser-Benchmarkt Vellamo (Chrome 52) bestätigt den bisherigen Eindruck, hier spielt das Umi Max mit 3.000 Zählern in der Liga des OnePlus One und HTC M8.

Firmware vom August, Patch-Level vom Mai

Ein Schwachpunkt bei Geräten kleinerer Marken ist oft die Firmware, bzw. deren mangelhafte Optimierung. Nach einigen Tagen Verwendung kann man beim Umi Max hier Entwarnung geben. Die aktuellste Version, sie stammt vom 19. August, läuft stabil und flüssig.

Rätselhaft ist allerdings, warum sich eine Firmware aus dem August am Sicherheitspatch-Stand des ersten Mai befindet. Umi gilt als Hersteller, der seine Geräte zumindest einige Monate lang mit Updates versorgt und sich damit von vielen seiner direkten Konkurrenten positiv abhebt. Für das Max wurde bereits eine Aktualisierung auf Android 7 "Nougat" angekündigt, die zu Weihnachten veröffentlicht werden soll.

Ein Support, wie ihn einige etablierte Markenfirmen oder gar Google selbst liefern, darf jedoch nicht erwartet werden. Ob es in Hinkunft langlebige Custom ROMs für das Handy geben wird, lässt sich nicht vorhersagen, ist aber eher zu bezweifeln. Allerdings ist die verzögerte oder oft gar nicht erfolgende Auslieferung von Sicherheitspatches ganz generell ein Krisenherd in der Android-Welt, denn auch so manch große Marke versagen hier.

Passable Leistung, miese Kamera

Doch zurück zum Umi Max: Bei alltäglichen Dingen – Surfen, Messaging, Youtube und grafisch mittelmäßig anspruchsvolle Games – verrichtet der Helio P10 brav seinen Dienst. Apps starten nicht gar so flott, wie auf einem aktuellen Flaggschiff wie dem OnePlus 3 und bei stark überladenen Websites kann das Gerät kurz ins Stocken geraten, ansonsten schlägt es sich allerdings wacker.

Als echter Schwachpunkt präsentiert sich allerdings die Kamera. Ihr Sensor soll von Panasonic stammen, genaue Angaben dazu werden jedoch nicht gemacht. Der besonders bei weniger Licht sehr langsame Fokus und die hohe Empfindlichkeit gegenüber Gegenlicht beeinträchtigen die Bildqualität teils enorm. Hinzu kommt, dass der Kamerachip selbst ohnehin schon recht detailarme Reproduktionen der Wirklichkeit ausspuckt.

Mit etwas Spielerei gelingen bei guten Verhältnissen immerhin noch durchschnittliche Bilder, die für die Verwendung auf Facebook oder Messenger ausreichend sind. Unter allen anderen Bedingungen pendelt die Qualität allerdings zwischen "suboptimal" und "grottig" – letzteres besonders bei Aufnahmen am Abend. Auch die Frontkamera ist wahrlich kein Meister ihrer Klasse. Die Kamera-App verfügt aber immerhin über ein paar Tricks und kann etwa auch mittels der "V"-Geste getriggert werden.

Lange Akkulaufzeit und Schnellade-Feature

Punkten kann das Chinaphone allerdings bei der Akkulaufzeit. Hier rentiert sich ganz klar die Kombination aus einem recht sparsamen Chip mit üppiger Akkuausstattung. Zwei Tage sind bei normaler, alltäglicher Nutzung an Laufzeit jedenfalls drin. Wer sein Smartphone sparsamer nutzt, kann realistischerweise auch drei bis vier Tage auskommen, ehe das Umi Max wieder ans Ladegerät muss.

Dazu lässt sich das Handy wieder schnell einsatzbereit machen. Dank Quickcharge-Support (Mediateks "Pump Express"-Standard) ist eine Aufladung von 0 auf 50 Prozent in rund 30 bis 40 Minuten möglich. Eine vollständige Aufladung dauert etwa 1,5 bis zwei Stunden.

Eine Randnotiz gebührt auch noch dem Fingerabdruckscanner. Einmal eingerichtet zeigt sich das rückseitig gelegene Modul recht zuverlässig. Sofern man ihn nicht gerade mit verdreckten Fingern verwendet, funktioniert die Entsperrung des Telefons damit gefühlt in neun von zehn Fällen beim ersten Anlauf. Da in dieser Geräteklasse üblicherweise keine oder ältere Scanner zum Einsatz kommen, eine durchaus positive Überraschung.

Empfang und Akustik

Durchschnittlich gibt sich das Telefon bei der Empfangs- und Audioqualität. Der integrierte Lautsprecher wird recht laut, neigt bei stärkeren Höhen und Bässen dann aber zum "Scheppern". Keinen Grund für Beschwerden gibt es bei der Kopfhörerwiedergabe, wenngleich das mitgelieferte Headset nicht unbedingt ein Ohrenschmeichler ist.

Beim Telefonieren hören sich Gesprächspartner mitunter leicht verzerrt und undeutlich an, allerdings nicht in einem Maße, das die Kommunikation merklich beeinträchtigen würden. Umgekehrt kommt man beim Gegenüber auch mit etwas blechernen Untertönen, aber ebenso gut verständlich an.

Fazit

Das Umi Max erweckt zwar äußerlich den Eindruck eines "Premiumgerätes", erhebt aber nicht den Anspruch, mit Highend-Smartphones mitzuhalten. Für rund 150 Euro liefert es passable Mittelklasse-Leistung, die für alltägliche Aufgabenstellungen mehr als ausreichend ist. Dazu gesellen sich ein zuverlässiger Fingerabdruckscanner und gut optimierte Firmware, deren langfristige Update-Zukunft jedoch schwer vorhersagbar ist.

Als Schwachpunkte lassen sich der fehlende NFC-Chip, viel mehr aber noch die Kamera betrachten. Den am Papier passablen Spezifikationen stehen meist detailarme, tendenziell unscharfe Fotos mit verwaschen wirkenden Farben entgegen. In diesem Preisbereich sollte man zwar keine Spitzenkamera á la Samsung Galaxy S7 erwarten, das hier gelieferte enttäuscht jedoch.

Sehr gut schlägt sich das Max dafür in puncto Akkulaufzeit. Wer mit einer unterdurchschnittlichen Kamera leben kann und primär einen auf Kommunikation ausgerichteten mobilen Begleiter im Niedrigpreissegment sucht, wird mit dem Gerät zufrieden sein. Denn bei weniger beanspruchender Nutzung sind auf jeden Fall zwei Tage oder mehr an Betriebsdauer drinnen. (Georg Pichler, 12.09.2016)

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