Tucson – In den 1840er Jahren stand eine Leuchterscheinung am Südhimmel, die damalige Astronomen wohl als Supernova klassifiziert hätten, wenn das Wort nicht erst 1931 erfunden worden wäre. Ein bis dahin eher unauffälliger Stern, der etwa 7.000 Lichtjahre entfernte Eta Carinae, wurde damals sukzessive heller und überstrahlte schließlich alle Sterne am Himmel außer Sirius. In der folgenden Dekade verblasste er dann langsam wieder.

Als sichtbares Überbleibsel dieses Phänomens steht heute noch der Homunculus-Nebel am Himmel, eine sanduhrförmige Wolke aus glühendem Gas und Staub: Material, das bei dem Ausbruch des Sterns ins All geschleudert wurde und mit 3 Millionen km/h expandiert.

Prächtiger Anblick: der Homunculus-Nebel.
Foto: Nathan Smith/UA und NASA

Aber der Stern ist auch noch da, und er hat Mitte des 20. Jahrhunderts sogar wieder begonnen heller zu werden. Eine Supernova war es also nicht. Die Astronomin Megan Kiminki von der University of Arizona erklärt, dass Eta Carinae unter eine Kategorie fällt, die im Englischen die Bezeichnung Supernova Impostor (also "Supernova-Hochstapler") trägt: Dabei handelt es sich um Novae, also Ausbrüche, die zwar besonders stark sind, den betreffenden Stern aber nicht zerstören. Und sie müssen kein einmaliges Ereignis im Leben eines solchen Sterns sein.

Genau das konnte Kiminkis Team feststellen, als es Hubble-Bilder von Eta Carinae und dessen Umgebung aus einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten im Detail analysierte. Es zeigte sich, dass der heutige Homunculus-Nebel nur der jüngste und auffälligste Materieauswurf des Sterns war. Die Astronomen untersuchten insgesamt 800 Materieballungen im Umfeld des Stern und konnten diesen durch den Vergleich der Bilder Vektoren zuschreiben. Daraus ließ sich errechnen, dass es auch Mitte des 13. und des 16. Jahrhunderts Ausbrüche gegeben haben muss.

Die Vektoren zeigen: Der Stern Eta Carinae hat in den vergangenen Jahrhunderten mindestens dreimal große Mengen an Materie ausgeworfen. Rot der große Schwung aus dem 19. Jahrhundert, blau und grün die inzwischen langsamer gewordenen Ejekta aus früheren Ausbrüchen.
Illustration: Kiminki et al./NASA

Einer dieser Ausbrüche war so zweiseitig-symmetrisch wie der aus den 1840er Jahren, auch wenn er entlang einer anderen Achse stattfand. Die älteste Eruption hingegen scheint einseitig gewesen zu sein: Das spricht laut den Astronomen stark dafür, dass es sich um ein binäres Sternsystem handelt. Sie vermuten, dass es sich um zwei sehr massereiche Sterne handelt, die einander alle 5,5 Jahre umkreisen. Und mindestens einer davon soll kurz vor dem Ende stehen.

Kiminkis Kollege Nathan Smith hält es für gut möglich, dass Eta Carinae doch noch zu einer Supernova wird – und zu einer besonderen Unterkategorie von Supernovae, deren Explosion eine Reihe gewaltiger Eruptionen vorausgeht. Kiminki indes weist darauf hin, dass diese Zukunft in Wirklichkeit längst eine Vergangenheit sein könnte: Da das Licht von dort 7.000 Jahre bis zu uns unterwegs ist, könnten die beobachteten Vorbeben längst von der tatsächlichen Supernova abgelöst worden sein. (red, 18. 9. 2016)