Lehrerinnen und Lehrer mit Zusatzqualifikationen haben in der Online-"Jobbörse" des steirischen Landesschulrates bessere Karten. Die Schuldirektoren suchen sich die Bestqualifiziertesten aus.

Foto: Heribert Corn

Graz – Im statischen, seit Jahrzehnten von Parteienproporz und Beamtenbürokratismus gefesselten Schulsystem beginnen nun doch erste befreiende Reformen zu greifen. An den steirischen höheren Schulen hat sich – relativ unbemerkt – in den letzten zwei Jahren ein Pilotprojekt zur Schulautonomie zu einem echten Vorzeigemodell für ganz Österreich entwickelt.

Die Schuldirektoren und -direktorinnen der AHS und BHS können sich seit 2014 über eine Internetplattform des Landesschulrates ihre Lehrer, die sie benötigen, selbst aussuchen. "Get your teacher" nennt sich das Online-Tool, das die alte, ungeliebte Warteliste für Lehrer abgelöst hat. Die Internetplattform ermöglicht es den Schulleitern, sich direkt in die Bewerberevidenz des Landesschulrats einzuloggen und die Zuweisung jener Lehrer zu beantragen, die dem Anforderungsprofil der Schule am weitesten entgegenkommen.

"Das ist eine absolute Verbesserung zu früher, ich bekomme jetzt genau den Lehrer oder die Lehrerin, den oder die wir an unserer Schule brauchen", schwärmt Eva Ponsold, Direktorin des Grazer Wirtschaftskundlichen Gymnasiums WIKU. Der Pilotversuch habe sich "total bewährt".

"Es gab keine Probleme"

Eva Ponsold erläutert das Prinzip: "Nach der Ausbildung können sich die angehenden Lehrer auf der Plattform vorstellen, samt ihren Ausbildungen und Zusatzqualifikationen. Ich kann mir die Bewerber dann direkt im Netz anschauen und jene heraussuchen, die wir brauchen. Ich trage meinen Wunschkandidaten ein, der genau zu unserem Schulprofil passt. Dann nehme ich mit ihm Kontakt auf, und zum Schluss muss ich dann nur noch den Landesschulrat überzeugen, warum ich genau diesen Lehrer für unsere Schule möchte. Bisher hat das ausgezeichnet geklappt. Es gab überhaupt keine Probleme."

Und tatsächlich: Niemand fand bisher einen Anlass zum Protest. Selbst die sonst so beharrliche Lehrergewerkschaft steht dahinter. Wiewohl sie die Letztentscheidung natürlich beim Landesschulrat belassen möchte.

Kaum jemand mag sich eigentlich mehr vorstellen, dass früher, also vor zwei Jahren, die Lehrer und Lehrerinnen über die Wartelisten zugeteilt worden sind.

Parteieneinfluss gestoppt

Und vor allem: Der Parteieneinfluss werde mit dem neuen "Jobbörse" -Modell zurückgedrängt, sagt Ponsold, denn auf der elektronischen Plattform stehe nichts über eine Parteizugehörigkeit. "Die ist mir ohnehin so was von egal", sagt Ponsold, "und ich kann behaupten, ich spreche für zumindest 80 Prozent der Direktoren." Das neue System biete aber auch für die Lehrer einen wesentlichen Vorteil, sagt Ponsold. Wenn sich etwa mehrere Schulen um ein und denselben Bewerber bemühen, habe dieser die Möglichkeit, die seiner Meinung nach beste Schule auszuwählen.

Letztlich sei das Modell auch für die Qualität des Unterrichtes von Bedeutung, zumal Pädagogen und Pädagoginnen schon in der Ausbildung animiert werden, sich Zusatzqualifikationen anzueignen. Die amtsführende steirische Präsidentin des Landesschulrates Elisabeth Meixner zeigt sich jedenfalls mit dem Verlauf des Pilotprojektes rundum zufrieden: "Das Projekt läuft mit großem Erfolg, da sich die einzelnen Schulen wirklich die Bewerber und Bewerberinnen aussuchen können, die dem Anforderungsprofil der Schule entsprechen. Aufgrund dieses großen Erfolges wird unser System nun von anderen Bundesländern übernommen." (Walter Müller, 11.9.2016)