Ist Isegrim echt oder eine Wahnvorstellung der trunkenen Kommissarin?

Foto: BR/Christian Schulz

Die meisten Menschen kennen den Wolf nur aus dem Zoo oder aus Märchen. Und dennoch gehört die Furcht vor diesem Tier zu den Urängsten. Darum sitzt man am Sonntagabend auch lieber vor dem Fernseher, um Polizeiruf 110 zu sehen, statt allein im Dunklen durch den Wald zu tappen.

Und was bekommt man da zu sehen: die betrunkene Kommissarin Constanze Hermann (Barbara Auer), wie sie allein durch den Wald tappt und dann auch tatsächlich einen riesenhaften Wolf mit roten Augen sieht. Ist der echt oder eine Wahnvorstellung der trunkenen Kommissarin, die in der bayerischen Abgeschiedenheit wieder einmal vergebens den Dämon Alkohol bekämpft?

Auch der herbeigeeilte Hans von Meuffels (Matthias Brandt) ist sich im zweiten gemeinsamen Fall mit Hermann (Wölfe, Regie Christian Petzold) nicht ganz sicher, hat aber mit einer realen Leiche zu tun, die tatsächlich Bissspuren eines riesenhaften Wolfes aufweist.

Jukebox in der Nebenrolle

Wie es dazu kam, das ist – trotz der Anleihe bei den Gebrüdern Grimm – völlig nachrangig. Es zählen in diesem wunderbaren Film allein die beiden Ermittler und ihre ganz vorsichtige und völlig unkörperliche Annäherung.

Stundenlang möchte man diesen Ausnahmeschauspielern zusehen und zuhören, wie sie auf Autofahrten im Regen über französische Filme sprechen. Apropos zuhören: Die Nebenrolle einer Jukebox und der Schmachtfetzen Anyone who had a Heart als Sound des Polizeirufes können gar nicht genug wertgeschätzt werden.

Umso bedauerlicher ist allerdings die Auflösung des Falls, die so gar keine Zwischentöne mehr kennt, sondern in ihrer psychologischen Plattheit einfach nur noch nervig ist. (Birgit Baumann, 10.9.2016)