Der Hero von Radl Brunn eventualisierte im Kurier-Interview über ein erneutes Antreten 2018.

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Zeitungsleser, die gescheiter werden wollten, hatten diese Woche ihre Chance. Aber leicht war es nicht, man musste schon ordentlich mitdenken, um erahnen zu können, was in Interviews und der einen oder anderen Story an Aufregendem ausgedrückt werden sollte.

Da war zum Beispiel das große Interview im Kurier, in dem der runde Geburtstag des Heros von Radlbrunn seinen Schatten vorauswarf. Landeshauptmann Erwin Pröll wird im Dezember 70. Ob er bei den Landtagswahlen 2018 nochmals antritt, lässt er vorerst offen. Zum Empfang dieser sensationellen Neuigkeit ist der Herausgeber persönlich angetreten, und es ist ihm zu bestätigen, dass er sich bemüht hat, den Lesern zu Klarheit zu verhelfen.

Eventualitäten als Markenzeichen

Heinrich Gleißner, einst Landeshauptmann von Oberösterreich, ist mit rund 30 Jahren Rekordhalter in Amtsjahren als Landeschef. Wäre das was für Sie?, lockte er den heranreifenden Jubelsenior. Der blockte mit einer Gegenrechnung ab. Das ist nicht möglich, weil er sowohl in der ersten und dann in der zweiten Republik Landeshauptmann gewesen ist. Rein rechnerisch wäre es auch für Pröll möglich, darauf bestand Brandstätter. Aber Sie sind bereits nächstes Jahr 25 Jahre Landeshauptmann, rechnete er ihm unter Verzicht auf die Erste Republik vor und drängte: Alle warten daher jetzt auf Ihr Wort, wie es mit Ihnen weitergeht. Wann entscheiden Sie?

Der Landeshauptmann weiß, dass die Behauptung, alle warteten auf sein Wort, als plumpe Schmeichelei einzustufen ist, und fällt nicht darauf herein, da ist er Plumperes gewohnt: Bis zur nächsten Landtagswahl sind noch eineinhalb Jahre, daher ist Zeit. Brandstätters Quengelei, entschieden muss es aber ein Jahr vor der Wahl sein, wird kühl abgefertigt: Entschieden muss es je nach Eventualitäten werden. Wir sind verantwortungsbewusst genug, dass wir zeitgerecht so entscheiden, dass man allen Eventualitäten begegnen kann. Das ist das Markenzeichen der Volkspartei in Niederösterreich.

Die Eventualitäten Mikl-Leitner und Sobotka wissen davon ein Lied zu singen. Um die ungebührliche Neugier des Lesers doch nicht ganz ungestillt zu lassen, folgt eine Präzisierung: Es wird zeitgerecht eine Entscheidung geben, die allen Eventualitäten bis zum Frühjahr 2018 gerecht wird. Womit das Hochamt beendet war.

Wandel beim Kandidaten

Da gelang es Österreich schon besser, Substanzielles aus seinem Interviewpartner, es war Norbert Hofer, herauszuholen. Auch wenn die Substanz aus der Distanz zu dem bestand, was Hofer in den vorigen Wahlgängen von sich gegeben hat. Ja, das habe ich gesagt, das sehe ich aber jetzt anders, widerrief er seine Aussage nach der Anfechtung, Van der Bellen wird sein Amt verlieren und ich steh als schlechter Verlierer da. Jetzt heißt es: Jeder, der mich drauf anspricht, sagt, es war richtig, dass wir die Anfechtung gemacht haben. Man muss sich eben von den richtigen Leuten ansprechen lassen.

Auch Hofers Haltung zum Bundeskanzler soll sich geändert haben. Zur Türkei hat er mir aus der Seele gesprochen. Auch bei TTIP und CETA kommt viel Vernünftiges von der Regierung. Auf die Frage Heißt das, Sie sind mit dem Kanzler gar nicht mehr unzufrieden? tritt Wandel zutage. Ich sehe keinen Anlass, dass es nicht möglich wäre, in den nächsten zwei Jahren das Auskommen zu finden.

Hofers Ironiebegriff

Glaubte Hofer vorher, diese Regierung werde es nach seiner Wahl nicht lange geben, heißt es nun: Auch da hat sich meine Einschätzung geändert. Ich denke, dass die Regierung die volle Legislaturperiode durchdienen wird, und er hat dafür eine überzeugende Begründung. Das ist ja die Ironie: Für die Regierungsparteien ist es besser, wenn ich die Wahl gewinne und Bundespräsident werde.

Über den Ironiebegriff Hofers lässt sich streiten, als Anbiederungsversuch ist das Ganze ziemlich faul. Lustig hingegen seine Ansichten über Einmischung von außen in den Wahlkampf. Ihre Gesinnungsgenossin Marine Le Pen hat sich für Donald Trump deklariert. Wem sitzen Sie lieber gegenüber: Clinton oder Trump?, wollte Österreich wissen. Hofer: Ich hab's nicht gern, wenn sich ausländische Politiker in österreichische Belange einmischen, deshalb mach ich's umgekehrt auch nicht.

So wandelbar, wie er ist, hätte er auch sagen können, er habe seine Ansicht über Marine Le Pen geändert. Doch leider, in all seiner Wandelbarkeit tat er anderes. Er fährt nach Prag, wo ein ausländischer Politiker, Tschechiens Präsident Zeman, sich von ihm animiert in österreichische Belange einmischt, indem er Partei bezieht, wo es ihn nichts angeht. (Günter Traxler, 10.9.2016)