Das neue Leitungsteam der Wienwoche: Nataša Mackuljak und Ivana Marjanović.

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Am 16. September wird die Wienwoche mit dem Stück "The Red Love" eröffnet.

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Die "Anti-Fascist Ballet School" in der Lugner City soll für "alle Körper geeignet sein", kündigen die Leiterinnen an.

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Wien – Unter dem Motto "Forever Together" wird die diesjährige Wienwoche über die Bühne gehen. Es wird die fünfte Auflage des Festivals sein, welches heuer erstmals von Nataša Mackuljak und Ivana Marjanović kuratiert wird.

Die beiden Kulturschaffenden wissen aus eigener Erfahrung, was es heißt, die unfreundlichen Seiten Wiens kennenlernen zu müssen. "Verschwind, Tschusch!", klinge noch immer in ihren Ohren, erzählt Mackuljak, die seit 2010 in Wien ist.

Zukunft selber gestalten

Trotzdem haben sie sich dazu entschieden, das Festival, das sich heuer rund um den Themenkomplex Liebe, Freundschaft und Solidarität drehen wird, unter positive Vorzeichen zu stellen. "Wir haben genug von Angst. Sie destabilisiert die Gesellschaft", sagt Mackuljak. "Wir aber glauben an die Kraft, die Zukunft handelnd gestalten zu können."

Die Gestaltung der Zukunft ist überhaupt großes Thema bei der Wienwoche: Gegenwärtige Konzepte wie Grenzen, Nationalstaaten und Kapitalismus steckten in einer großen Krise, wie es in der Programmvorschau heißt. Gerade dieser Umstand soll dazu beitragen, an der Überwindung der Konzepte selbst zu arbeiten, wozu Marjanović und Mackuljak ihren Beitrag leisten wollen.

Kein Elitenprogramm

Revolutionäre Formen des Zusammenlebens und der Liebe, die über die klassische Form der heterosexuellen Paarbeziehung hinausgehen, sowie die Kritik an Letzterem werden in den Stücken verhandelt. Bei der Eröffnung am 16. September wird das von Olga Dimitrijević inszenierte Theaterstück "The Red Love", eine Adaption des Romans "Free Love" der russischen Schriftstellerin und Revolutionärin Alexandra Kollontai, zu sehen sein.

Von dem Ruf der Kunst als Programm für gehobene Schichten wollen die Organisatorinnen bewusst Abstand nehmen. Mit seiner Analyse, dass jeder Mensch ein Intellektueller sei, lieferte der italienische Theoretiker Antonio Gramsci die Grundlage für die Arbeitsweise von Mackuljak und Marjanović, die bewusst auch Plätze wie die Lugner-City bespielen.

So wird beispielsweise der Programmpunkt der "Anti-Fascist Ballet School", bei der Menschen unabhängig ihrer körperlichen Verfassung teilnehmen können, in dem Einkaufstempel stattfinden.

Die Wienwoche wird von 16. bis 25. September an verschiedenen Orten Wiens stattfinden. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung aber teilweise notwendig. (Vanessa Gaigg, 8.9.2016)