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Eltern eines Volksschulkindes zahlen in Wien im Schnitt 550 bis 650 Euro pro Jahr.

Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Wien – Der Besuch einer öffentlichen Schule ist in Österreich eigentlich kostenlos, wären da nicht die Ausgaben, die zum Beispiel für Schulskikurse, Wolle für den Werkunterricht, die Mathenachhilfe sowie für Anschaffungen wie einen Laptop, Buntstifte und dergleichen anfallen.

Einer Erhebung der Arbeiterkammer (AK) in fünf Bundesländern zufolge gaben Eltern im Jahr 2015/16 am meisten für mehrtägige Schulaktivitäten aus, gefolgt von Beiträgen oder Selbstbehalten für diverse Aufwendungen im Schulalltag – etwa Kopiergeld oder Miete für einen Schulspind.

Insgesamt zeichneten 1294 Familien mit 2123 Schulkindern im Burgenland, in Niederösterreich, Wien, Salzburg und Tirol für die AK-Erhebung ihre Schulausgaben das gesamte Schuljahr lang auf. Weiters spürten die Teilnehmenden den Bedarf an Schulmaterialien, Nachhilfe, Computern für den Unterricht, Bekleidung et cetera im Geldbörsel. Pro Schulkind fielen so im Schnitt 855 Euro an – Ausgaben für Privatschulen oder Nachmittagsbetreuung sind darin nicht enthalten.

Foto: Fischer, Grafik: Standard/APA/AK

Die AK Wien führte die Erhebung erstmalig durch – 292 Elternhaushalte mit 434 Schulkindern nahmen teil. Der Kostenschnitt war in Wien mit 952 Euro am höchsten. Zusätzlich schlugen Nachmittagsbetreuung und Hort, die fast die Hälfte der in Wien befragten Familien beanspruchten, durchschnittlich mit fast 1700 Euro pro Schulkind zu Buche – es gibt aber eine soziale Staffelung. Die Erhebungen der Länder-AKs offenbarten hier große Unterschiede: In Niederösterreich kosteten Nachmittagsangebote im Schnitt 1217 Euro, in Salzburg 858 Euro.

Je nach Schultyp

Geht das Kind in eine Wiener Volksschule, müssen Eltern im Schuljahr mit 550 bis 640 Euro an Zusatzausgaben rechnen – bei Schuleintritt machen Schulmaterialien (197 Euro) einen großen Anteil aus.

Je nach Schultyp variieren die Kosten stark: 833 Euro zahlten Eltern etwa zusätzlich für ein Kind in einer Neuen Mittelschule, 969 Euro in der AHS-Unterstufe, 1176 Euro in einer berufsbildenden Schule und 1299 Euro in der AHS-Oberstufe. Ein Wiener Haushalt mit zwei Schulkindern gab durchschnittlich 1615 Euro aus, mit drei Kindern 2857 Euro. Über ein Drittel der Haushalte sieht sich durch die Ausgaben eher oder sehr belastet.

"Wildwuchs sonstiger Kosten"

Rudolf Kaske, Präsident der AK Wien, sprach am Mittwoch bei einer Pressekonferenz von einem "Wildwuchs sogenannter sonstiger Kosten" und fordert ein Schulkostenmonitoring. Von Eltern eingeforderte Ausgaben seien zudem nicht immer gerechtfertigt; Kopien und Spinde etwa seien von Schulen zu bezahlen. Derzeit könne ungefähr ein Kind pro Klasse aus Kostengründen eine bestimmte Ausbildung nicht ergreifen. Zudem müsse der Besuch von Ganztagsschulen gratis sein.

94 Prozent der Befragten in Wien gaben an, keine Schulbeihilfe in Anspruch zu nehmen. Schulleiter seien gefordert, Eltern aktiver zu informieren, sagt Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik in der AK Wien. Außerdem sei die Schulbeihilfe zu erhöhen – die letzte Inflationsanpassung sei 2007 erfolgt. Der Wiener Stadtschulrat kündigte in einer Reaktion an, Maßnahmen zur Einschränkung der Kosten anzudenken. "Verstecktes Schulgeld" sei inakzeptabel. (Gudrun Springer, 7.9.2016)