Teamchef Koller hat seine Mannen im wohlwollend- kritischen Blick.

Foto: apa/jäger

Dem 24-jährigen David Alaba gelingt es seit einigen Partien nicht, starke Leistungen für Österreich abzuliefern. Das Vertrauen ist freilich ungebrochen. Foto: APA / Robert Jäger

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Wien/Tiflis – "Holprig", sagte Marcel Koller, und der Anlass war fast ein ungewöhnlicher. Der Teamchef durfte am Dienstag endlich wieder einen Sieg der österreichischen Fußballer analysieren. Das 2:1 am Montagabend in Tiflis gegen Georgien bescherte einen gelungenen Auftakt in die WM-Qualifikation, beendetet eine mehrmonatige Jubelpause. "Der Sieg steht über allem."

Darunter sah es freilich nicht so super aus, Koller ortete "zu viele Flüchtigkeitsfehler", bekrittelte die Hektik, das Zittern bis zum Abpfiff. Nach den Ursachen werde man forschen, klar ist, "dass das Selbstvertrauen aufgrund der EM nicht gerade groß war. Es gibt eben kein Getränk, in dem man Selbstvertauen auflöst und das man den Spielern einflößt. Du bekommst es nur durch Erfolge, die drei Punkte waren ein wichtiger Schritt."

Alternativen halten sich in Grenzen

Die Wiederbelebung der Nationalmannschaft dürfte doch ein langwieriger Prozess sein. Koller ließ in Tiflis das erfahrene Personal arbeiten, nur Markus Suttner ersetzte den zurückgetretenen Christian Fuchs. Natürlich tat es Suttner nicht vollwertig, dafür kann er aber nichts, Fuchs ist halt der bessere linke Verteidiger. Koller bleibt seinem Stil treu. "Wir verfolgen die Philosophie, dass einer auch ein schlechtes Spiel abliefern darf, ohne ihm das Vertrauen zu entziehen. Das bedeutet natürlich keine Stammplatzgarantie." Andererseits gebe es auf einigen Positionen keine Alternativen. "Das ist die Realität."

Koller legte sich nicht fest, wann das Vertrauen aufgebraucht ist. "Von Fall zu Fall verschieden." Er verwies auf Goalgetter Marc Janko, der das zwischenzeitliche 2:0 erzielte und bei 27 Toren im Nationalteam hält. "Janko hört in sich rein, er weiß in jeder Phase, in jedem Zustand, wo das Tor steht." Der 33-jährige, alternativlose Mittelstürmer hat in der Bestenliste nur noch Erich Hof (28 Tore), Johann Horvath (29), Hans Krankl (34) und Toni Polster (44) vor sich, die beiden Letztgenannten wird er kaum erwischen: "Das sind ganz andere Hausmarken." Jankos Bescheidenheit ist eine Zier, er dankte Vorbereiter Marko Arnautovic. "Ihm gebührt das Tor, er hat mir sehr viele aufgelegt."

Viele Löcher

Koller spricht nicht gerne über die Leistungen von David Alaba, der Superstar irrte einmal mehr durchs Mittelfeld, riss Löcher auf, allerdings eher in den eigenen Reihen. Er interpretiert die Rolle des Freigeistes recht beliebig. Aber Koller besteht darauf, "dass Alaba für uns ein Mittelfeldspieler ist. Er hat dort seine Fähigkeiten, die für uns sehr wichtig sind. Ich habe nicht vor, daran etwas zu ändern." Weshalb etwa Arnautovic weit bessere Leistungen bringt, ließ Koller offen, er lehnt Vergleiche zwischen Spielern dezidiert ab. Bei Bayern München ist Alaba linker Verteidiger, im Team wäre er ein passender Fuchs-Erbe, aber Koller und Alaba schalten diesbezüglich auf stur.

Am 6. Oktober besucht Wales das Happel-Stadion, Gareth Bale wird Suttners direkter Gegenspieler sein. Koller: "Einem Bale ist doch völlig egal, ob er es mit einem Suttner oder einem Alaba zu tun bekommt." Diese Partie wird die Qualifikation zumindest vorentscheiden, jene drei Tage später in Belgrad gegen Serbien möglicherweise sogar entscheiden. Koller: "Es herrscht spielerischer Steigerungsbedarf." Wales besitze drei bis vier Topspieler, sei als Team robust, zweikampfstark, willig. "Aber wir sind das auch."

Der bärenstarke und topfitte Arnautovic sagte noch in Tiflis, man dürfe einen Sieg niemals schlechtreden. "Reden wir ihn doch gut und sind glücklich. In Georgien werden andere Punkte lassen." (Christian Hackl, 6.9.2016)