Flüchtlinge sollen eine Ausbildung erhalten, um bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben. Das Jugendcollege kosten sechs Millionen Euro pro Jahr.

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Wien – In Wien haben diese Woche nicht nur die Schulen wieder begonnen. Auch das erste Jugendcollege für Flüchtlinge öffnete seine Tore. Die Bildungseinrichtung richtet sich an junge Flüchtlinge von 15 bis 21 Jahren, die nicht mehr schulpflichtig sind, und soll sie für eine weiterführende Ausbildung oder den Jobeinstieg fit machen. An zwei Standorten in Favoriten und am Alsergrund werden 1000 Kursplätze in einem modularen System angeboten. "Es ist wichtig, diesen Jugendlichen eine gute Zukunftsperspektive zu bieten", betonte Bildungs- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) am Dienstag.

Das Kursangebot des Jugendcolleges umfasst eine Basisbildung in Mathematik, Englisch, Informatik und Deutsch sowie Spezialmodule, die je nach Stufe, Vorkenntnissen und Bildungszielen kombiniert werden können. Hier können die Jugendlichen etwa ihren Pflichtschulabschluss nachholen.

Durchschnittlich sollen die Jugendlichen das College etwa neun Monate besuchen. Anschließend sollen die Absolventen in weiterführende Schulen oder in nachhaltige Jobs vermittelt werden. Mit dem Jugendcollege wolle man auch dem Wunsch der Wiener nach einer raschen Integration gerecht werden, erklärte Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ): "Es profitieren nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Bevölkerung."

Für das Jugendcollege sind sechs Millionen Euro pro Jahr budgetiert. Die Hälfte stammt aus den Mitteln des Europäischen Sozialfonds, die andere Hälfte steuern die MA 17, das AMS Wien und der Fonds Soziales Wien bei.

Checkpoint Bildung geplant

Für die Integration will die Stadt noch weiter gehen. Am Mittwoch soll eine Förderung von Deutschkursen und weiteren Bildungsmaßnahmen beschlossen werden. Rund 4,4 Millionen Euro für etwa 12.000 Kursplätze für Schüler, Jugendliche und Erwachsene werden freigemacht. Viele Geflüchtete hätten im vergangenen Jahr "engagiert, aber oft noch ohne professionelle Kurse" Deutsch gelernt, etwa durch die Unterstützung von Freiwilligen, heißt es aus dem Büro Frauenberger zum STANDARD.

Mit dem Projekt Checkpoint-Bildung, das gemeinsam mit den Volkshochschulen und dem Integrationshaus ins Leben gerufen wurde, solle dieses "Bemühen" anerkannt werden. Flüchtlinge sollen so die Prüfung zum Österreichischen Sprachdiplom Deutsch (ÖSD) ablegen. Damit sollen sie besser am Arbeitsmarkt unterkommen. Das Projekt bietet Checks, die zeigen, ob man bereit ist, zur Prüfung anzutreten. Außerdem werden 150 ÖSD-Prüfungen kostenlos angeboten. (Oona Kroisleitner, 6.9.2016)