Wien – Die Neos fordern, dass das Thema Bildung aus dem Koalitionspakt herausgenommen und breit diskutiert wird. Das sagte Klubobmann Matthias Strolz bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Klubklausur am Dienstag. Gemeinsam mit Wissenschaftssprecherin Claudia Gamon sprach er sich für einen "zeitgemäßen Lehrplan" und Änderungen bei der Lehrerausbildung aus.

"Wir fordern ein Blockade-Ende in der Bildung", sagte Strolz. Die Bildungsreform, die im Herbst vergangenen Jahres beschlossen wurde, sei erst zu einem Sechstel umgesetzt, da sich SPÖ und ÖVP gegenseitig blockieren würden. "Das Schulsystem ist nicht auf der Höhe der Zeit. Wir verlangen, dass es modernisiert wird", so Strolz.

Programmieren statt Latein

Dazu solle etwa Programmieren als Schulfach im Lehrplan verankert werden, wie es bereits in zwölf anderen europäischen Ländern der Fall sei. Außerdem müsse digitale Kompetenz in der Lehrerausbildung verstärkt berücksichtigt werden. "Jedes Kind hat mit zehn, elf Jahren ein Handy, aber der Umgang mit elektronischen Medien wird nicht geübt", kritisierte Strolz.

Es sei "weltfremd" zu sagen, die Kinder sollten sich diesen selbst beibringen. Auch Gamon verstand nicht, wieso "tote" Sprachen wie Latein gelehrt werden, die Programmiersprache aber nicht zur Diskussion stehe: "Mittlerweile kann man erfolgreicher sein, wenn man eine App programmiert, als wenn man den Stowasser benutzen kann", meinte sie.

Mehr Möglichkeiten für Quereinsteiger

Zu den Vorschlägen der Neos zählt auch, einen stärkeren Fokus auf soziale Kompetenzen im Aufnahmeverfahren für die Lehrerausbildung zu legen. Außerdem sollen die Pädagogischen Hochschulen beim Wissenschaftsministerium angesiedelt werden. Der Lehrberuf müsse durchlässiger werden, forderte Gamon. So sollen sowohl Möglichkeiten für Quereinsteiger als auch "Exitpunkte", etwa durch einen einfacheren Studienwechsel, geschaffen werden.

Strolz bekräftigte außerdem seine Forderung nach einer Entpolitisierung des Schulsystems. "Es gibt in vielen Bundesländern immer noch das Problem, dass das Parteibuch die wichtigste Qualifikation des Schulleiters ist", kritisierte er.

Der neuen Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) stellte Strolz ein gutes Zeugnis aus: Sie sei "wohlwollend" und habe gute Ansätze, auch wenn er befürchte, dass sie diese nicht durchsetzen können werde. Den Vorschlag, das Bildungsthema als koalitionsfreien Raum zu definieren, habe er ihr bereits unterbreitet, aber noch keine Rückmeldung erhalten (APA, 6.9.2016)