Julian Baumgartlinger: "Wir müssen uns davon verabschieden zu glauben, dass wir jeden Gegner beherrschen."

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Tiflis – Im Lager der Nationalmannschaft hat am Montag nach dem 2:1 in Tiflis gegen Georgien Erleichterung geherrscht. Der Sieg sei zwar glücklich zustande gekommen, zum Auftakt der WM-Qualifikation zählten aber nur die drei Punkte, lautete der Tenor.

Julian Baumgartlinger feierte ein erfolgreiches Debüt als neuer Kapitän. "Die Mannschaft zum ersten Mal auf den Platz zu führen ist schon etwas Besonderes, aber sobald das Spiel beginnt, war es kein großer Unterschied mehr", sagte Baumgartlinger, der mit der ersten Hälfte nicht unzufrieden war. "Da hatten wir einen soliden Spielaufbau und sind dadurch gut ins Gegenpressing gekommen. Doch in der zweiten Hälfte haben wir es verabsäumt, das 3:0 zu machen. Dann sind wir nicht mehr in die Balleroberungen und in den Spielaufbau gekommen, der Platz ist mit jeder Minute schlechter geworden, und bei uns war dann auch schon Müdigkeit da, weil wir viel investiert hatten."

Parallelen zum Gastspiel in Chisinau in der EM-Qualifikation seien durchaus erkennbar gewesen. Die Partie gegen Moldau vor knapp zwei Jahren wurde mit viel Bauchweh 2:1 gewonnen. "Wir haben auch in der letzten Quali heikle Situationen überstehen müssen und nicht immer schön gespielt." Baumgartlinger fordert nun eine realistische Erwartungshaltung: "Wir müssen uns davon verabschieden zu glauben, dass wir jeden Gegner beherrschen und keine Torchancen zulassen können. Wir wollten unbedingt mit einem Sieg in die WM-Quali starten, und das haben wir geschafft – auch wenn die Leistung nicht immer so war, wie wir uns das vorgestellt haben."

Aleksandar Dragovic betonte nach dem Schlusspfiff augenzwinkernd, man habe einen besseren Start als in die vergangene EM-Qualifikation hingelegt. Damals ging es mit einem 1:1 zu Hause gegen Schweden los, es folgten neun Siege in Serie. Ein Unentschieden wäre auch am Montag durchaus möglich gewesen, gab Dragovic zu. "Wir hatten am Ende Glück. Es war ein dreckiges und nicht das beste Spiel von uns. Aber man hat gesehen, die Mannschaft steht zusammen. Jeder kämpft für den anderen bis zum Tod." Der Weg zum Sieg führte diesmal über Kampfgeist und Leidenschaft und nicht über spielerische Brillanz. "Doch es bringt uns nichts, wenn wir schön spielen, und dann geht's 2:2 aus. Mir ist es lieber, wir spielen schlecht und gewinnen, als wir spielen gut und gewinnen nicht."

Marko Arnautovic wollte die durchwachsene Leistung nicht dramatisieren. "Wir brauchen jetzt nichts schlechtzureden. Wir haben 2:1 gewonnen und sind glücklich darüber."

Dass es zum Sieg reichte, war auch Alessandro Schöpf zu verdanken – der Schalke-Legionär rettete bei einer Standardsituation der Georgier vor der Linie. "Ich habe schon Angst gehabt, dass ich den Ball nicht treffe", erzählte der Tiroler.

Marc Janko, der seinen 27. Treffer im Team erzielte, wusste, wem er sein Tor zu verdanken hatte: "Es gehört einzig und allein Marko (Arnautovic), wie so viele, die er mir bisher aufgelegt hat. Er hat das überragend gemacht." Mit dem Ergebnis war Janko zufrieden: "Es zählt nur der Sieg, auch wenn die Art und Weise, wie wir gespielt haben, nicht souverän war. Das ist ein ganzer heißer Boden. In Tiflis werden noch mehr Teams Probleme bekommen." (APA, red, 6.9.2016)