Beachtlich am letzten von sechs Face-to-Face-Fernsehinterviews mit Österreichs Spitzenpolitikern war, worüber Susanne Schnabl (li.) Christian Kern nicht befragte.

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Für Qualität in der Kunst ist das Entsprechen von Form und Inhalt wichtig. In der Politik ist der Zusammenhang loser. Selbst anachronistische, schädliche Forderungen (so jene nach einem Beitritt Südtirols zu Österreich, wie sie im Programm der Vielleicht-wieder-Koalitionspartei FPÖ steht) können Aussagekraft suggerieren.

Umgekehrt drohen kluge und zukunftsfitte Pläne zu verpuffen, so sie nicht und nicht Gestalt annehmen – und werden sie auch noch so freundlich und allgemein verständlich dargelegt. Im vorliegenden Fall von Bundeskanzler Christian Kern, der im ORF-Sommergespräch in seinem wie angegossen sitzenden schwarzen Anzug gewohnt gute Figur machte. Ihm gegenüber, farblich kontrastreich, die mit einem bougainvilleafarbenen Blazer bekleidete Susanne Schnabl. Ästhetische Inszenierung: sehr gut.

Verpuffungsgefahr

Besagte Verpuffungsgefahr ist auch dem neuen SPÖ-Hoffnungsträger bewusst. Zwar sprach Kern, wie schon öfter, von Plänen für einen "New Deal" in Österreich sowie, erstmals, von 200.000 neuen Jobs bis 2020. Doch dann kam ein Satz, mit dem der Chef der rot-schwarzen Koalition Bodenhaftung bewies: "In diesem Herbst gilt es im Parlament umzusetzen, was wir im Ministerrat bisher beschlossen haben", sagte Kern. Da hat er recht. Und wie.

Beachtlich, wonach Schnabl Kern nicht befragte

Beachtlich an diesem letzten von sechs Face-to-Face-Fernsehinterviews mit Österreichs Spitzenpolitikern war außerdem, wonach die stets kompetent agierende Schnabl Kern nicht befragte: zum dritten Bundespräsidenten-Wahlgang, zum Burkaverbot, zum – nun vielleicht doch nicht ersatzlos abgeschafften – allwöchentlichen Pressefoyer: alles Aufreger. Das war beachtenswert, inhaltlich betrachtet. (Irene Brickner, 6.9.2016)