Brigitte Kulovits-Rupp soll sich nun doch für den Job des ORF-Landesdirektors in Eisenstadt interessieren, hieß es am Wochenende. Das Bild zeigt Rupp noch als Vorsitzende des ORF-Stiftungsrats mit ORF-General Alexander Wrabetz. Das Burgenland zog die aus Protest freundeskreisfreie Stiftungsrätin Ende 2015 ab.

Foto: APA/Robert Jäger
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Wien – Was erwartet die Medienbranche diese Woche? Hoffentlich kein Zeitungsende wie erst Freitag beim "Wirtschaftsblatt", das 66 Jobs kosten dürfte, auch wenn die Onliner voerst weiterarbeiten sollen. Und hoffentlich kein Senderverkauf ohne Käufer – ATV-Eigentümer Herbert Kloiber gibt sich ja noch bis Ende 2017 Zeit, doch ProSiebenSat.1Puls4 will dafür jedenfalls nicht zahlen. Die Kollegen von Dossier aber setzen ihr vorige Woche begonnenes Werk jedenfalls fort: weitere profunde Schwerpunktarbeit zum Phänomen "Österreich", nun etwa am Inseratengeschäft, sind angekündigt. Das trifft sich: An dem Thema arbeitet auch das Kanzleramt gerade intensiv.

Forderungen und Förderungen

Das Bundeskanzleramt sondiert derzeit in der Medienbranche eifrig in Sachen Medienförderungen, insbesondere Presseförderung, und Regierungsinseraten, bevor Medienminister Thomas Drozda am 19. September zur Enquete mit Wissenschaftern und Experten lädt.

Sondiert in der Medienbranche in Sachen Presseförderung und Regierungswerbung: Medienminister Thomas Drozda.
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Und da sind wir auch gleich wieder beim ORF: Der Zeitungsverband und sein Chef Thomas Kralinger (Kurier/Mediaprint) setzt sich seit Jahren für einen "Medieninfrastrukturbeitrag" ein, der von Rundfunkgebühren bis Presseförderung allerlei Unterstützungen speisen soll. Bisher zeigte sich Medienminister Drozda gegenüber eine Rundfunkabgabe für alle Haushalte unabhängig vom Empfang wie in Deutschland seit 2013 und wie in der Schweiz bis 2019 geplant, dort mit Medienförderungen, eher zurückhaltend.

Ein womöglich noch weitergehend neues ORF-Gesetz beschäftigt gerade wieder Österreichs Parteien und Medien recht intensiv. Wie immer, wenn aus der Sicht der einen oder anderen Fraktion der falsche Mann oder die falsche Frau zum nächsten ORF-Generaldirektor bestellt wurde.

ORF: Großes Gedränge ums kleine Burgenland

Am Donnerstag endet die Bewerbungsfrist für Direktoren und Landesdirektoren, elf Tage sind es noch bis zur Bestellung der ORF-Direktoren und Landesdirektoren am 15. September, da brummen die Gerüchte, Spekulationen und mehr oder minder sachdienlichen Hinweise lauter und lauter.

Zum Beispiel: Um das Burgenland, dessen Landesregierung offenbar weder Landesdirektor Karlheinz Papst noch, und das wird schwieriger, Chefredakteur Walter Schneeberger verlängern will, drängen sich noch ein bisschen mehr Kandidaten – wenn man dem Flurfunk in ORF und Politik glaubt. Werner Herics, bisher Planer für die große Küniglbergsanierung, wird schon länger gehandelt; Exprogrammchefin und Gleichbehandlungsbeauftragte Doris-Fennes-Wagner zudem, Programmchefin Gaby Schwarz bewirbt sich, auch Chefredakteur Schneeberger wird das nachgesagt.

Ex-Stiftungsrätin Brigitte Kulovits-Rupp wird eine Bewerbung um die ORF-Landesdirektion in Eisenstadt nachgesagt.
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Brigitte Kulovits-Rupp, Ende 2015 abgelöste ORF-Stiftungsrätin, soll nun doch eine Bewerbung überlegen; vor zwei Wochen sagte sie dem "Kurier" noch: "Ich spiele nicht mit." Tatsächlich freilich soll sie damals freilich etwas anderes erklärt haben, nämlich: "Als Zählkandidatin spiele ich nicht mit."

Nun schweigt sie, womöglich beredt, auf Anfrage zu Gerüchten über eine Bewerbung. Kulovits-Rupp verließ 2014 den SPÖ-Freundeskreis im Stiftungsrat, weil die SPÖ sie damals ohne Diskussion unter den Stiftungsräten als Vorsitzende des Stiftungsrats ablöste und eine neue Fraktionsführung installierte.

Und nun wird auch Brigitte Handlos, TV-Chronikchefin des ORF, als mögliche Landesdirektorin für das Burgenland gehandelt. Handlos wurde auch schon für das Landesstudio Wien genannt, dort freilich will Brigittte Wolf noch einmal verlängern.

Gerüchtet wird etwa auch: Die Bestellung der Direktoren und Landesdirektoren könnte auf November vertagt werden. Wozu das? Damit der Stiftungsrat in einer Sitzung über den im Herbst anstehenden Gebührenantrag und über die Besetzung abstimmt. Für einen nicht nur arschknapp durchgehenden Gebührenantrag könnte der gerade wiederbestellte ORF-Chef Alexander Wrabetz die Stimmen der ÖVP gut gebrauchen. Und die ÖVP wiederum hätte gerne den einen oder anderen Wunschkandidaten im Direktorenteam und unter den Landesdirektoren.

Allein, von ganz oben auf dem Küniglberg war am Sonntag auf STANDARD-Anfrage knapp zu vernehmen: "Die Direktorenwahl wird am 15. September stattfinden." Also doch nur noch zehn Tage Personalspekulation – und dann weiter zu den Gebühren. Und natürlich gleich wieder Personalspekulationen.

Und nicht nur in den Ebenen unter und neben den Direktoren gibt es im ORF noch einige Jobs zu besetzen: Neue ORF-Gesetze, womöglich mit neuen ORF-Aufsichtsgremien, haben wieder Hochsaison in Parteien und Medien. Bei der Gelegenheit, meinte der "Kurier" zuletzt, könnte auch Dietmar Hoscher (SPÖ) als Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats auf Sicht abgelöst werden. Bei der Gebührenfrage im Herbst könnte Hoschers besonderes Stimmgewicht bei Pattstellungen im Stiftungsrat noch sehr wesentlich werden.

Die ÖVP-Gremien arbeiten Sonntagabend und Montag auch an ihrer Linie zum ORF. Die Bestellung von Werner Amon zum wohl auch für Medien zuständigen Generalsekretär lässt eher nicht auf Schmusekurs in Sachen ORF schließen. Seit Tagen und Wochen fordern Bürgerliche vom Obmann bis zum Sprecher der ÖVP-Stiftungsräte im ORF "Reformen" vor einer Gebührenerhöhung, und sie meinen wohl nicht nur Sachthemen.

Ihr besonders sehnlicher Reformwunsch, Richard Grasl trotz Generalskandidatur gegen Alexander Wrabetz weiterhin im ORF zu halten, dürfte sich eher nicht ausgehen. Aber: Einer, der auch schon fast einmal bürgerlicher ORF-Generaldirektor wurde, könnte im Direktorium Wrabetz III einspringen: Kurt Rammerstorfer, ehemaliger Radiodirektor unter Generalin Monika Lindner (die ÖVP/FPÖ Ende 2001 doch vorzogen) und heute Landesdirektor in Oberösterreich.

Überrascht wurde der ORF-Landesdirektor am Wochenende jedenfalls unterhalb der Enns gesichtet, bei der ORF-"Starnacht" in der Wachau, an der Seite seines niederösterreichischen Kollegen Norbert Gollinger. Das regt die Fantasie in Zeiten der Direktorenwahl an. Und vielleicht überlegt es sich der schon als Landesdirektor für Salzburg und Oberösterreich gehandelte Korrespondent Christian Wehrschütz doch noch, ob statt Kiew und Belgrad nicht etwa Linz auch seine Reize haben könnte.

Heiße Stühle, dementierte Kaufgerüchte

Genug Gebührenfunk: Die beiden großen Privatsendergruppen ProSiebenSat.1Puls4 und IP/RTL präsentieren ihr Programm diese Woche auch in Österreich – die eine per Aussendung, die andere, RTL, mit einem persönlichen Termin. RTL hat etwa ein Revival der Talksendung "Der heiße Stuhl" angekündigt.

Zeigt ATV fürs Erste die kalte Schulter: Markus Breitenecker, Chef von ProSiebenSat.1Puls4, dementiert Kaufinteresse.
Foto: ProSiebenSat.1 PULS 4 / Bernhard Eder

ProSiebenSat.1Puls4 wollte sich Journalistenfragen im "im neuen und exklusiven Setting von ‘Lügen erlaubt – Die clevere PULS 4-Comedy-Show’" stellen, die am 27. September auf PULS 4 starten soll. Die Sendergruppe sagte die Präsentation wieder ab, begründet mit Raumproblemen. Dass sich die Geschäftsführer vielleicht auch Journalistenfragen über einen möglichen ATV-Kauf ersparen wollte, hat Österreich-Chef Markus Breitenecker am Sonntag aber auf STANDARD-Anfrage verneint.

Geduld, Verlagsgruppe

Wer schon für diese Woche konkretere Sparpläne der News-Gruppe erwartet, dem rät Horst Pirker zu Geduld: Bis 30. September soll das Konzept VGN neu nun stehen, erklärt er auf Anfrage. Und nein, an Gerüchten über einen Rechtsstreit der News-Eigentümer über Vorkaufsrechte jener Anteile, die Bertelsmann und Gruner+Jahr Pirker überantwortet haben, sei nichts dran, erklärt Pirker. Der Deal sei mit 21. Juni abgeschlossen – auf Eigentümerebenen über den Mitgesellschaftern Fellner beziehungsweise "Kurier".

Arbeitet an seinem Konzept für die Verlagsgruppe News neu – und merklich kleiner: Pirker will wie berichtet Vermieter Generali einige Stockwerke im Media Tower zurückgeben.
Foto: Matthias Cremer

Mediaprint: Sport und Funk

A propos "Kurier" und Recht: derStandard.at/Web berichtet Anfang dieser Woche wohl noch ein wenig mehr Interessantes über den neuen Mobilfunktarif der Mediaprint-Zeitungen "Krone" und "Kurier".

Die "Krone" wiederum braucht wohl nach der etwas plötzlichen Trennung von ihrem Sportchef einen neuen Leiter für eines ihrer Schlüsselressorts. (fid, 5.9.2016)