Ist "realistisch optimistisch" für die Wahlwiederholung: Van der Bellen.

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Wien – Alexander Van der Bellen sagt, er habe seine Befunde nur ungern veröffentlicht. "Ich habe das nicht gern gemacht, weil das ist die Preisgabe von Privatsphäre, und Privatsphäre ist mir eigentlich etwas Heiliges", sagt der Hofburg-Kandidat im APA-Interview.

Wichtig sei ihm ein Politikstil, bei dem es um das Zuhören und das Begegnen mit Respekt gehe. Nicht nur im Internet fielen immer mehr die Hemmschwellen und würden Grenzen überschritten. In diesem Zusammenhang sei auch die Veröffentlichung seiner Befunde zu sehen, nachdem in "heimtückischer Art" Krankheitsgerüchte verbreitet worden seien.

Rauchen: "Bitte lasst es sein"

Als Werbung fürs Rauchen sei sein positiver Lungenbefund übrigens nicht im Geringsten zu werten. "Das wäre nun wirklich das gröbste Missverständnis. Rauchen ist ein Laster, ist eine Unsitte, und es gibt gar keinen Zweifel daran, dass es gesundheitsschädlich ist. Ich bin halt die statistische Ausnahme, ja, gut für mich, aber bitte lasst es sein."

Van der Bellen ist zuversichtlich, auch aus der zweiten Bundespräsidentenstichwahl als Sieger hervorzugehen. "Ich bin, wie soll ich sagen, realistisch optimistisch", sagt er. "Hinter mir steht eine sehr breite Bürgerbewegung. Hinter Herrn Hofer steht die FPÖ", umriss der ehemalige Bundessprecher der Grünen die Ausgangssituation. Auch nach der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs ("ich respektiere sie voll und ganz") habe sich daran nichts geändert.

Unbeeindruckt zeigte er sich von der Positionierung der FPÖ als volksnahe Kämpfer gegen ein wie immer geartetes "System". "Das spricht sicher viele an. Nur: Das Volk, nämlich das Wählerinnen- und Wählervolk, hat die FPÖ mit Sicherheit nicht monopolisiert."

Dass sich die Freiheitlichen nach dem britischen Brexit-Referendum von EU-Austrittsideen distanziert haben, nimmt Van der Bellen ihnen nicht ab. Die Dokumente, die ein Kokettieren mit dem Austritt aus der EU beziehungsweise der Währungsunion belegten, seien einfach zu zahlreich. "Und mit diesem Gedanken spielt man nicht."

Als Bundespräsident würde er alles in seiner Macht Stehende tun, um im Interesse Österreichs eine Bundesregierung zu verhindern, die diese Frage nicht ernst nehme. "Ob ich damit durchkomme letztlich, ja mein Gott, das werden wir dann Wochen, vielleicht Monate nach der Nationalratswahl sehen. Aber niemand soll glauben, dass dieses Thema kein ernstes ist." An eine Wahl vor 2018 glaubt er nicht.

Keine nationale Karte

Dass er mit seinem Wahlkampfthema "Heimat" selbst auf die nationale Karte setze, weist Van der Bellen zurück. "Nein. Mich hat es nur immer gewurmt, wie leicht man bestimmten nationalistischen Kräften das Thema Heimat überlässt", sagte er. "Heimatverbundenheit und Offenheit sind für mich zwei Seiten derselben Medaille." (APA, 4.9.2016)