Prag – Der tschechische Vizeregierungschef Andrej Babiš hat mit verharmlosenden Äußerungen über den Holocaust an den Roma für Empörung gesorgt. "Es gab Zeiten, als alle Roma gearbeitet haben", sagte der liberal-populistische Finanzminister und Gründer der Ano-Partei beim Besuch eines Armenviertels in Varnsdorf an der Grenze zu Deutschland am Donnerstag dem Nachrichtenportal aktualne.cz zufolge.

"Es ist eine Lüge, dass das Lager in Lety ein Konzentrationslager war, denn es war ein Arbeitslager – wer nicht arbeitete, der war mit einem Schubs dort", behauptete er demnach. Im NS-Todeslager Lety bei Pisek in Südböhmen kamen Historikern zufolge während des Zweiten Weltkriegs 327 Roma ums Leben; mehr als 500 wurden von dort ins deutsche Vernichtungslager Auschwitz gebracht und ermordet.

"Völlig inakzeptabel"

Babis entschuldigte sich am Freitag für seine Äußerungen. Sie seien aus dem Kontext gerissen worden.

"Ich halte es für völlig inakzeptabel, dass ein Mitglied der tschechischen Regierung den Holocaust anzweifelt", sagte der Vorsitzende der mitregierenden Christdemokraten (KDU-CSL), Pavel Bělobrádek, der Zeitung "Pravo". Sozialministerin Michaela Marksová forderte Babiš auf, das Kindergrab der Gedenkstätte Lety zu besuchen. "Dort stehen die Namen von rund 100 Kindern mit Geburts- und Todestag – sollen sie sich etwa zu Tode gearbeitet haben?", sagte die Sozialdemokratin. (APA, 2.9.2016)