"Wir müssen uns gegenseitig respektieren", sagt eine ultra-orthodoxe Jüdin, die selber Burkinis verkauft aber nichts gegen Bikinis hat.

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Während eines heißen sonnigen Tages in der Strandstadt Aschdod, wird die junge israelische Sängerin Hanna Goor bei ihrem Auftritt gedrängt, die Bühne zu verlassen. Der Grund dafür ist ihre Bekleidung – einer der Veranstalter verlangte von ihr "sich anzuziehen". Die Nachwuchssängerin war verblüfft: "Ich konnte wirklich nicht verstehen, was sie von mir wollen." Sie trug ein Bikini-Oberteil und darüber ein offenes Hemd.

Zuspruch bekommt der Veranstalter von der israelischen Kulturministerin Miri Regev, die sich aus Rücksicht auf Religiöse für mäßige Bekleidung ausspricht. Eine Sprecherin der Ministerin bestätigte dies, "bei Festivals und Aufführungen, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden, muss auf alle Sektoren der Gesellschaft Rücksicht genommen werden."

"Wir müssen uns einfach alle gegenseitig respektieren"

Diese Aussage leitete eine Protestwelle ein, die linksliberale Zeitung "Haaretz" war entrüstet und kritisierte Miri Regevs Politik. "Die Freiheit sich auszudrücken, hat Vorrang in der kulturellen Welt, denn ohne sie kann Kultur nicht existieren".

Israel ist ein sehr facettenreiches Land, etwa 75% der Bevölkerung sind Juden, 21 % sind Araber und den restlichen Anteil bilden ethnische Gruppen wie Beduinen oder Drusen.
Die Burkini-Debatte hat viele Gemüter angeheizt und große Aufmerksamkeit geschaffen, von dem vorübergehenden Burkini-Verbot in Frankreich hat die Firma Sea Secret profitiert. Diese israelische Firma verkauft nämlich Ganzkörper-Bademode. Durch die steigende mediale Präsenz seien auch die Verkaufszahlen der Schwimmanzüge gestiegen.

Burkini für Jüdinnen als auch Musliminnen

Die ultra-orthodoxe Jüdin Jardena G. hatte mit einer Freundin das Unternehmen 2007 gegründet. Sie wollte selber nicht ungeschützt ins Wasser gehen. Nichtsdestotrotz ist sie der Meinung, "man kann niemanden mit Gewalt umkehren" und "wir müssen uns einfach alle gegenseitig respektieren". Heute zählen sowohl Jüdinnen, als auch Musliminnen zu ihren Kunden. (atde, 6.9.2016)