Ein selbsternannter Verfechter der Demokratie bei der Stimmabgabe: Gabuns Präsident Ali Bongo am vergangenen Wochenende.

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Libreville/Wien – Seine persönliche Identität ist für ihn schon mehrfach zum Gegenstand der Politik geworden. Einst konvertierte Gabuns heutiger Präsident Ali Bongo während eines Libyen-Besuchs mit seinem Vater und Amtsvorgänger Omar zum Islam, um sich mit Muammar al-Gaddafi gut zu stellen. Später rückte seine Herkunft ins Zentrum der Debatte. Er sei gar nicht der leibliche Sohn seines Vaters, so das von der Opposition im jüngsten Wahlkampf gestreute Gerücht, sondern als Nigerianer geboren und später adoptiert worden. In diesem Fall wäre er illegal seit 2009 an der Staatsspitze. Denn das höchste Staatsamt dürfen laut Verfassung nur Menschen einnehmen, die als Gabuner auf die Welt gekommen sind.

Bongo selbst beharrt darauf: Er sei im Februar 1959 als Alain Bernard Bongo in Brazzaville (heute Republik Kongo, damals mit dem heutigen Gabun Teil von Französisch-Äquatorialafrika) geboren worden, als erster von mehreren Dutzend offiziell anerkannten Söhnen seines Vaters.

Französischer Schuss vor den Bug

Zumindest innerfamiliär war der Konkurrenzkampf also groß – und in diesem setzte sich der regierende Präsident Gabuns am Ende durch. Wohl auch mit Patronage seines Vaters: Omar Bongo schickte den Sohn zunächst zum Studium an die Sorbonne in Paris, wo dieser sich rechtswissenschaftlich bildete. Gleich danach, mit 22 Jahren, ging es zunächst in die Regierungspartei PDG (Demokratische Partei Gabuns), zwei Jahre später in das Kabinett. Sein Amt als Außenminister musste Ali 1991 nach zwei Jahren wieder aufgeben, weil eine Verfassungsreform ein Mindestalter von 35 Jahren für Ministerämter vorsah. Erst 1999 stieg er wieder in ein Kabinett auf, als er die Verteidigungsagenden übernahm.

Dabei kam ihm auch sein guter Draht in die USA und nach Frankreich zugute, der sich allerdings in den späten 2000ern verdüsterte. Vor allem die Entscheidung eines französischen Gerichts vom Vorjahr, mehrere Luxusimmobilien im Besitz der Bongos zu enteignen, weil diese mit offenbar "unrechtmäßig erworbenen Geldern" finanziert worden seien, hat in Gabuns Regierung für Unmut gesorgt.

Revolutionäre Ansichten

Dass Ali Bongo in den 1980er-Jahren innerhalb der Eliten als Reformer angesehen wurde, scheint heute schwer nachvollziehbar. Damals galt seine Absicht, das streng autoritäre System durch Wahlen zu legitimieren, vielen aber als revolutionär. Auch heute noch schmückt der zweifach verheiratete Vater vierer Kinder Reden gerne mit Hymnen auf die Macht des Volkes. Allerdings wurde ihm selbst nicht nur vor dem aktuellen Urnengang, sondern auch schon 2009 Wahlfälschung vorgeworfen.

Freilich haben die seit 1990 stattfindenden Parlaments- und Präsidentenwahlen wenig an der Vorherrschaft der Familie Bongo im an Erdöl und sonstigen Rohstoffen reichen Staat geändert – und auch nicht am Patronagesystem, mit dem die Petro-Francs unter Getreuen verteilt werden. Nach dem Tod seines Vaters setzte sich Ali Bongo im Machtkampf gegen seine ältere Schwester Pascaline durch, der ebenfalls politische Ambitionen nachgesagt wurden. Von ihren vier Kindern haben zwei einen äußerst prominenten Vater: Jean Ping, damals Teil der Regierung, nun als Chef der Opposition schärfster Gegner Ali Bongos. (Manuel Escher, 2.9.2016)