Ein überflutetes Feld bei Gleinstätten (Bezirk Leibnitz) im Mai 2016. Die Steiermark könnte künftig häufiger von Starkregen betroffen sein.

Foto: APA/FF GLEINSTÄTTEN

Graz – Die in den vergangenen Jahren gestiegenen Oberflächentemperaturen des Mittelmeeres könnten laut Forschern der Universität Graz zu stärkeren Niederschlägen im Südosten Österreichs führen. Die Wissenschafter hatten simuliert, wie sich die höhere Temperatur auf die seltenen, aber heftigen Stürme mit der Bezeichnung "Fünf-b-Zyklone" auswirken: Sie bringen noch mehr Feuchtigkeit mit.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Oberflächentemperatur des Mittelmeers im Sommer um rund 1,5 Grad Celsius auf durchschnittlich etwa 24,5 Grad erwärmt. Dieser Temperaturanstieg könne zu häufigeren sommerlichen Niederschlagsextremen führen, teilte die Universität Graz am Donnerstag mit. Betroffen seien vor allem der Südosten Österreichs, Slowenien, Ungarn und die Slowakei.

Zunahme um bis zu 50 Prozent

"Die Intensivierung des Starkregens kann zwischen zehn und 50 Prozent liegen", sagte Projektleiter Douglas Maraun von der Uni Graz. Gemeinsam mit Forschern des GEOMAR Helmholtz Zentrums für Ozeanforschung in Kiel und des Shirvhov Instituts für Ozeanologie in Moskau publizierte Maraun die Ergebnisse aktuell in "Scientific Reports".

Heftige Niederschläge in den Sommern der Jahre 2009 und 2014 hatten in der Südoststeiermark mehrere Tausend Hangrutschungen ausgelöst. Ähnlicher Starkregen über Süddeutschland und der Tschechischen Republik hatte in den vergangenen Jahrzehnten zu Hochwassern der Elbe, der Oder und der Donau geführt. Diese Extremereignisse haben einen gemeinsamen Auslöser, so die Experten: Fünf-b-Zyklone, die über dem Mittelmeer entstehen. Sie ziehen über die Adria nach Nordosten. Beim Überqueren der Gebirge kühlen sich die Luftmassen ab und es regnet.

Schwierige Eingrenzung

"Da Fünf-b-Zyklone sehr selten auftreten, sind Aussagen zu damit zusammenhängenden Klimaänderungen basierend auf Messdaten nur schwer zu treffen", so Maraun. Deshalb simulierten die Forscher die globale Atmosphäre über jeweils 40 Jahre: einmal mit den kühleren Mittelmeertemperaturen aus den 1970er- bis 1990er-Jahren, einmal mit den wärmeren Temperaturen aus den Jahren 2000 bis 2012. "Die Anzahl der Fünf-b-Zyklone war in beiden Simulationen etwa gleich, aber die Verdunstung über dem Mittelmeer nahm stark zu. Es wurde mehr Feuchte entlang der Sturm-Zugbahnen transportiert, weshalb die Intensität von Extremniederschlägen stark angestiegen ist", sagte der Forscher.

Erwärmt sich das Mittelmeer weiter, sei deshalb über Mitteleuropa mit zunehmenden Starkniederschlägen im Sommer zu rechnen. Welche Regionen genau davon betroffen seien, lasse sich mit heutigen Klimamodellen jedoch nur unzureichend abzuschätzen, so Maraun: Zukünftige Verlagerungen der Sturm-Zugbahnen ließen sich nicht exakt simulieren. (APA, red, 1. 9. 2016)