Joseph Gordon-Levitt spielt Snowden im gleichnamigen Oliver Stone-Film

Foto: Olczyk/Openhouse

Das Biopic basiert theoretisch auch auf "Das Zeitalter des Oktopus" von Snowdens russischem Anwalt

In etwas weniger als drei Wochen startet "Snowden" offiziell im Kino. Der Film wird mit Hochspannung erwartet und könnte laut New York Times "das Bild von Snowden als Whistleblower" in der US-Öffentlichkeit "zementieren". Die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU, die Snowden vertritt, hofft sogar, getragen von einer neuen Welle an Unterstützung für Snowden eine Begnadigung durch den scheidenden US-Präsidenten Barack Obama zu schaffen. Der Whistleblower selbst zeigte sich einigermaßen zufrieden. "Er hat geschafft, dass der Film funktioniert", kommentierte Snowden den Film, den er in einer Rohfassung sehen konnte.

"Boitras und Mimileaks" in Vorlage

Der Film, der am 16. September erstmals auf US-Kinoleinwände projiziert wird, hat eine komplizierte Entstehungsgeschichte. Offiziell basiert er auf zwei Büchern: Einerseits "The Snowden Files" von Guardian-Journalist Luke Harding, andererseits "Time of the Octopus" von Anatoly Kucharena, Snowdens russischem Anwalt. Letzteres sei für Oliver Stone allerdings keine wirkliche Inspiration gewesen: In Wahrheit handelt es sich um ein verworrenes Buch über einen fiktiven NSA-Spion namens "Cold", der mit Journalisten namens "Boitras" und "Greywold" kooperiert – und mit der Organisation "Mimileaks" zusammenarbeitet. Das Cover des Buches zieren Snowdens Gesicht und eine Erdkugel, die geschält wird – und das CIA-Logo im Erdinneren preisgibt.

Streit mit US-Anwälten

Stone kaufte die Rechte an "Time of the Octopus", obwohl er nicht vorhatte, das Buch tatsächlich als Vorlage zu verwenden. Vielmehr wollte Stone so den russischen Anwalt Kucharena dazu bringen, Kontakt zu Snowden herzustellen. Das brachte wiederum die ACLU auf. Ben Wizner, der Snowden in den USA vertritt, sprach gegenüber der New York Times von der Befürchtung, Snowdens Beteiligung an der Filmproduktion könnte als "Geldmache" ausgelegt werden. Der Whistleblower soll nichts am Film verdienen und lediglich dafür gesorgt haben, dass die Eckpunkte des Films stimmen.

Drehort in Deutschland

Regisseur Oliver Stone, der in seinen Filmen schon einige heikle Themen aufgegriffen hat, begann indes, an Paranoia zu leiden: Aus Angst vor der NSA wurde der Drehort nach Deutschland verlegt, außerdem ließ er mehrmals sein Büro in Los Angeles auf Wanzen durchsuchen. Das Verhältnis zu Laura Poitras und Gleen Greenwald – Snowdens journalistischen Vertrauten – kühlte spürbar ab.

Open Road Films

Denn parallel zu Stones Film hatte Sony die Rechte an Greenwalds Sachbuch über die Snowden-Affäre erworben. Stone bat hingegen Poitras, ihren mittlerweile Oscar-prämierten Dokumentarfilm "Citizenfour" zu verschieben, um mehr Publicity für "Snowden" zu ergattern. Im Zuge einer Diskussion in Poitras Wohnung in Berlin soll Stone die Regisseurin "im Scherz gewürgt" haben, Stone bezeichnet sie gegenüber der New York Times als "super-paranoid".

"Druck aus Hollywood"

Kurz vor der Premiere des Films dürften sich die Wogen geglättet haben. Greenwald ist laut NYT jedenfalls froh, dass mit Stone ein Regisseur mitwirkt, der sich "dem Druck der Politik auf Hollywood" nicht beugen wird. Joseph Gordon-Levitt, der Snowden spielt, spendete seine Gage an die ACLU, um deren Anliegen zu unterstützen. Die Vorzeichen auf einen Publikumserfolg stehen gut: Bei Testvorführungen erlangte der Film extrem hohe Bewertungen. Im deutschsprachigen Raum soll der Film am 22. September starten. (fsc, 03.09.2016)