Neo-Kapitän Julian Baumgartlinger: "Um unseren nächsten Schritt zu erreichen, müssen alle Spieler mehr Verantwortung übernehmen".

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Wien – Die Sensation ist selbstverständlich ausgeblieben, der Überraschungseffekt hatte die Größe einer minderjährigen Mücke. Österreichs Teamchef Marcel Koller hat am Dienstag den neuen Kapitän präsentiert, natürlich ist die Wahl auf Julian Baumgartlinger gefallen. Der Posten war durch den Rücktritt von Christian Fuchs aus der Nationalmannschaft vakant. Koller sagte zwar, es habe auch zwei andere Überlegungen gegeben, schlussendlich sei Baumgartlinger aber alternativlos gewesen. "Er bringt viel Persönlichkeit mit, weiß, wie ich ticke, wir kennen einander gut. Seine Rolle im zentralen Mittefeld verschafft einen Überblick, das ist eine wichtige Position. Er hat immer Verantwortung übernommen, Leistungen gebracht, er ist ein Kommunikator, kann Menschen führen."

Kein Leithammel

Die Entscheidung pro Baumgartlinger ist übrigens schon vor Wochen gefallen. Der Legionär von Bayer Leverkusen, der pro Partie zwölf Kilometer und mehr zurücklegt, sagte: "Ich bin stolz, es ist eine Ehre. Ich will Teil des Teams sein, habe immer gerne Verantwortung übernommen, auch außerhalb des Platzes. Ich werde mich öffentlich vor die Mannschaft stellen." Wobei sich im Fußball punkto Hackordnung einiges geändert habe. "Es gibt viele Führungsspieler, der typische Leithammel ist Geschichte, die Hierarchien sind nicht mehr so steil. Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt."

Baumgartlinger kennt den Job, er war bereist Kapitän bei Mainz. "Es ist mehr Medienarbeit, aber das stellt für mich kein Problem dar." Er werde sich rein auf das Sportliche beschränken, tiefe und auch seichte Einblicke ins Privatleben sind nicht vorgesehen. "Mir ist die Privatsphäre wichtig." Die enttäuschende EM habe er aufgearbeitet, analysiert. "Jeder wird die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Wir haben uns in Frankreich noch ausgesprochen, Fußball ist kein Selbstläufer, das mussten wir zur Kenntnis nehmen. Der Weg stimmt trotzdem, wir müssen die Identität weiter verbessern."

Er zweifle nicht daran, "dass wir in der WM-Qualifikation an die Leistungen vor der EM anknüpfen". Das Ziel ist die Endrunde 2018 in Russland, die Reise beginnt bereits am Montag in Tiflis gegen Georgien.

Am Dienstag wurde in Wien das Training aufgenommen, alle Spieler sind fit, Koller muss auf die Befindlichkeiten Einzelner kaum Rücksicht nehmen. "Die Saison hat erst begonnen, man braucht nicht groß zu steuern, alle sind auf einem ähnlichen Level." Der ÖFB hat übrigens zwei Tests ausverhandelt, am 15. November wird in Wien gegen die Slowakei geprobt, am 28. März 2017 irgendwo in Österreich gegen Finnland.

Und am 5. September 2016 wird Julian Baumgartlinger in Tiflis das Team auf Feld führen. Es ist sein 49. Länderspiel. "Eine Ehre." (Christian Hackl, 30.8.2016)

JULIAN BAUMGARTLINGER (28):

Geboren
am 2. Jänner 1988 in Salzburg
Größe:
1,83 m
Gewicht:
82 kg
Position:
Zentrales Mittelfeld
Club:
Bayer Leverkusen (seit Juli 2016, Vertrag bis 2020)
Bisherige Clubs:
1860 München (2001–2009)
Austria Wien (2009–2011)
FSV Mainz (2011–2016)
Länderspiele:
48 (1 Tor)
Länderspieldebüt:
9. September 2009 (1:1 in Bukarest gegen Rumänien)