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Shake it like a polaroid picture.

Foto: APA/EPA/Thomas Lovelock /AELTC H

New York – 46,3 Millionen Dollar Gesamtdotation, ein Siegerscheck in Höhe von 3,5 Millionen Dollar für die Einzel-Sieger, ein neues Dach für das größte Tennisstadion der Welt und ein komplett neuer, 8.125 Zuschauer fassender Grandstand: Die US Open tragen 2016 mehr denn je den Stempel des Turniers der Superlative. Auch sportlich verspricht das letzte Grand-Slam-Event des Jahres Spannung.

Bei den Damen sind wieder alle Blicke auf Serena Williams gerichtet: Im Vorjahr war die mittlerweile 35-jährige US-Amerikanerin auf dem Weg zum historischen Grand Slam, dem Gewinn aller vier Majors im gleichen Kalenderjahr, sensationell im Halbfinale an Roberta Vinci gescheitert. Die spätere Siegerin im völlig unerwarteten rein-italienischen Finale hieß dann Flavia Pennetta, die allerdings gleich danach ihren Rücktritt erklärte.

Der Druck

Dieses Jahr steht Williams nicht minder unter Druck. Zwar hat sie nach Final-Niederlagen bei den Australian Open gegen Angelique Kerber (GER) und bei den French Open gegen Garbine Muguruza (ESP) mit dem Sieg in Wimbledon endlich den ersehnten 22. Major-Titel geholt, doch eine frühe Niederlage wie zuletzt bei den Olympischen Spielen kann sie sich nicht leisten. Die US-Amerikanerin muss zumindest das Halbfinale erreichen, um ihre Nummer-eins-Position nicht automatisch zu verlieren.

Mit einem siebenten Titel bei den US Open würde Williams nicht nur Steffi Graf mit dem 23. Major-Titel hinter sich lassen, sondern den Tennis-Thron behalten und zudem ihre bis zum Finaltag gesicherte Regentschaft von 186 Wochen ohne Unterbrechung an der Spitze weiter verlängern. 186 Wochen hatte es auch Graf geschafft.

Niemand will Delpo

Bei den Herren zielt alles auf ein Duell zwischen Titelverteidiger und Nummer eins, Novak Djokovic, und dem zuletzt sehr starken Andy Murray ab. In Abwesenheit des verletzten Vorjahresfinalisten Roger Federer darf man auch auf den Doppel-Olympiasieger und Einzel-Vierten von Rio, Rafael Nadal, ebenso gespannt sein, wie auf Silbermedaillen-Gewinner Juan Martin del Potro. Der ungesetzte Argentinier ist das "Horrorlos" für jeden Spieler, ist als Ex-US-Open-Sieger brandgefährlich und hat zuletzt die "Baisse" des sonst so dominanten Djokovic verstärkt.

Djokovic hat in Paris seinen Karriere-Grand-Slam perfekt gemacht und überhaupt als erster Spieler seit Rod Laver (1969) vier Majors hintereinander gewonnen. Doch dann kam das völlig unerwartete Drittrunden-Aus gegen Sam Querrey (USA) in Wimbledon und das Aus gegen Del Potro in Rio, mit dem Gold-Ziel vor Augen.

Und mit dem leichten Schwächeln des Dominators der Szene ist Andy Murray noch stärker geworden. Der Schotte holte in Wimbledon seinen zweiten Titel bzw. dritten Major-Triumph und wiederholte auch den Olympia-Sieg. Da tut eine Final-Niederlage zuletzt in Cincinnati gegen Marin Cilic nur wenig zur Sache. Allerdings: Cilic ist US-Open-Champion von 2014 – kommt er in Schuss, ist er ähnlich gefährlicher Außenseiter wie auch 2009-Sieger Del Potro.

Für Djokovic in einem möglichen Final-Duell mit Murray spricht aber die Statistik: Seit dem Wimbledon-Finale 2013 hat der zweifache Olympiasieger alle fünf Duelle über drei Gewinnsätze gegen den eine Woche jüngeren Serben verloren. So geschehen auch bei den Majors in Melbourne und Paris in diesem Jahr.

Das Race

Aus österreichischer Sicht hängt viel von der Auslosung ab: Dominic Thiem, der zum zweiten Mal nach Wimbledon als Nummer 8 gesetzt in ein Grand-Slam-Turnier startet, kann sich bei keinem "Hammerlos" zum Auftakt ins Turnier spielen. Ihm wäre dann durchaus sein gestecktes Ziel, wie schon 2014 (Achtelfinale) die zweite Woche im New Yorker Stadtteil Queens zu erreichen, zugetraut werden. Thiem fehlt Matchpraxis nach den Rückschlägen in Wimbledon sowie nach seiner Hüftverletzung.

Für den Weltranglisten-Zehnten aus Lichtenwörth wäre ein gutes Abschneiden auch im Hinblick auf eine noch mögliche Qualifikation für die ATP World Tour Finals in London eminent wichtig. Thiem, der im Vorjahr in Runde drei ausschied, liegt im Race für das Masters aktuell auf dem sehr guten fünften Rang. Der French-Open-Halbfinalist bestreitet das zwölfte Major seiner Profikarriere. (APA, red, 25.8.2016)