Die Deutsche Post tut es, Österreichs Post tut es, und die Schweiz setzt auf kleine Schritte – Hauptsache umweltfreundlich. Elektromobilität lautet das Gebot der Stunde

Ausgerechnet die als lahm geltende Deutsche Post macht es in Deutschland vor: Anfang des Jahres ging das Unternehmen unter die Autobauer; heute, ein halbes Jahr später, sieht sich der Konzern im wahrsten Sinn des Wortes im grünen Bereich: Anfang der Woche wurde der tausendste Streetscooter in Betrieb genommen. 2.000 Stück sollen noch in diesem Jahr vom Band rollen, bis 2017 will der Logistikkonzern entscheiden, ob er das Elektrogefährt auch für Fremdkunden baut.

Als erster Autohersteller produziert die Deutsche Post somit umweltfreundliche Elektroautos in Serie zu erschwinglichen Preisen. 10.000 Fahrzeuge stark soll die Flotte schon im nächsten Jahr sein, um anschließend nach und nach den gesamten Fuhrpark von 30.000 Lieferautos der Deutschen Post zu ersetzen. Mit dem selbstentwickelten Auto sieht sich die Post als Gegenstück zum E-Auto-Pionier Tesla. "Die bauen hochwertige Fahrzeuge für Privatkunden, wir können preisaggressive Werkzeuge für Geschäftskunden bauen", zitiert das Nachrichtenmagazin "Focus" Paketvorstand Jürgen Gerdes. Je nach Wetterbedingungen und Außentemperatur kann das Fahrzeug bis zu 80 Kilometer zurücklegen, ehe es zum Tanken an die Steckdose rollen muss.

Tonnenschwerer Akku

Österreich steht in dieser Hinsicht den Deutschen in nichts nach. Im Gegenteil. Seit wann die Post hierzulande auf E-Mobilität setzt? "Seit ziemlich genau hundert Jahren, mit Unterbrechungen", sagt Unternehmenssprecher Michael Homola auf Anfrage. Am 20. Juni 1913 nämlich schunkelte für die k. k. Post nach einem Jahr Probebetrieb das erste Elektro-Postauto über Wiens Straßen – ein Daimler Tudor, ein Trumm von einem Vehikel, vollbepackt mit Riesenakkus unter der Ladefläche: Von der k. k. Postdirektion waren für das Fahrzeug ein Laderaum von zehn Quadratmetern und eine Nutzlast von 2,5 Tonnen verlangt worden – eine bis dahin im österreichischen Postbetrieb noch nie da gewesene Größenordnung. Fast eine Tonne des Gesamtgewichts von 6,3 Tonnen entfiel auf die Batterie. Insgesamt wurden in jenem Jahr 29 Elektromobile in Betrieb gestellt. Geparkt wurden die Gefährte in einem eigens errichteten Garagenbau zwischen Kegelgasse, Blütengasse und Unterer Weißgerberstraße im dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Batterieladestation befand sich neben Transformatoren und Gleichrichteraum im Kellergeschoß. Ein Teil der Fassade der "Elektrischen Postauto-Garage" ist noch erhalten.

Die moderne Variante ist heute mit 1.142 Elektrofahrzeugen unterwegs. Aufgesplittet sind es 232 Autos, 335 Mopeds und 575 E-Bikes. Der Plafond für die Zweiräder sei erreicht, bei den Autos, die vorwiegend in Ballungszentren eingesetzt werden, kämen heuer noch 189 Stück dazu, sagt Homola. Den gesamten Fuhrpark von 7.500 Autos wird man aber auch in Zukunft nicht austauschen und auch nicht austauschen können. Da sind zum einen gebirgige Zustellgebiete, die den Akku übermäßig aussaugen würden, noch bevor möglicherweise das Ziel erreicht ist. Und in so manchen ländlichen Regionen müssten auch schon einmal mehr als 100 Kilometer bis zu den Briefkästen zurückgelegt werden. Natürlich spielen auch staatliche Förderungen bei der Anschaffung der E-Autos eine nicht unwesentliche Rolle. Unterstützt wird die Österreichische Post mit dem "Klima aktiv mobil"-Förderschwerpunkt für umweltfreundliche Fahrzeuge.

"Selbstläufer" in der Schweiz

Neue Wege geht auch die Schweizer Post – wenn auch im Schritttempo. Ab September sollen sich in drei Regionen, darunter Bern, selbstfahrende Zustellroboter unter die Fußgänger mengen. Sie werden sich auf Gehsteigen bewegen. Zur allgemeinen Sicherheit sollen sie im Testbetrieb noch einen menschlichen Begleiter an ihrer Seite haben. Kommt der Roboter an seinem Ziel an, sendet er eine SMS mit der Nachricht "Ihre Sendung ist da" an den Empfänger, und der Deckel des Roboters öffnet sich. Sobald der Deckel geschlossen wird oder wenn der Empfänger nicht zu Hause ist, kehrt das Gefährt an den Ausgangspunkt zurück. Die Distanz dabei ist überschaubar: Mit maximal zehn Kilogramm Last kann er maximal sechs Kilometer zurücklegen. (ch, 24.8.2016)

Vom Ungetüm zum Flitzer: Die E-Autos der Österreichischen Post

Ein Daimler Tudor aus dem Jahr 1913.

Foto: Österreichische Post

Circa 1914

Foto: Österreichische Post

1951

Foto: Österreichische Post

1951

Foto: Österreichische Post

1951

Foto: Österreichische Post

1975

Foto: Österreichische Post

1977

Foto: Österreichische Post

Heute.

Foto: Werner Streitfelder