Ankara/Istanbul – Die Türkei will die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) mit aller Macht aus dem syrischen Grenzgebiet vertreiben. Die Region müsse vom IS "komplett gesäubert" werden, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Montag. Die Türkei werde ihren Beitrag dazu leisten. Am Samstag waren bei einem dem IS zugeschriebenen Anschlag auf eine kurdische Hochzeitsfeier in Gaziantep mehr als 50 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass ein Kind im Alter von 12 bis 14 Jahren den Sprengsatz auf die Feier brachte und dass die Bombe per Fernsteuerung gezündet wurde.

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen verdichteten sich die Indizien dafür, dass der IS hinter dem Anschlag steckt. Der verwendete Sprengsatz sei vom selben Typ wie bei zwei Anschlägen im vergangenen Jahr. Baugleiche Bomben seien 2015 bei den Attentaten des IS auf eine Friedenskundgebung in Ankara und im Grenzbezirk Suruc benutzt worden. Die Türkei geht seitdem gegen den IS vor.

Derzeit unterstützt sie syrische Rebellen, die sich nach eigenen Angaben darauf vorbereiten, die IS-Kämpfer aus der syrischen Grenzstadt Dscharablus zu vertreiben. Es wird erwartet, dass die Rebellen die Stadt in den nächsten Tagen von türkischem Territorium aus angreifen werden. Damit würde verhindert, dass syrischen Kurden die Stadt unter ihre Kontrolle bringen könnten.

Die Türkei hat ein Interesse daran, dass Dscharablus nicht von Kurden erobert wird. Denn mit Argwohn betrachtet die Regierung in Ankara das Erstarken der syrischen Kurden im Kampf gegen den IS. Das könnte auch den Kurden in der Türkei Auftrieb geben, die dort seit Jahrzehnten mit Waffengewalt um mehr Unabhängigkeit kämpfen. Der IS versucht anscheinend, diesen Konflikt in der Türkei mit Anschlägen auf die Kurden anzuheizen. (Reuters, 22.8.2016)