Russischer Su-24-Bomber auf dem syrischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim. Flugzeuge dieses Typs sollen die Angriffe auf Hassaka geflogen haben

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US-Militärberater in Syrien (Archivbild vom 25. Mai 2016)

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Hassaka/Damaskus/Ankara – Trotz einer Warnung der US-Streitkräfte sind syrische Kampfflugzeuge offenbar erneut Einsätze gegen kurdische Stellungen in Hassaka geflogen. Die syrische Luftwaffe war bis in der Früh über der Stadt im Nordosten Syriens zu hören, wie die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" am Samstag mitteilte. Die Türkei kündigte indes an, sich "aktiver" für ein Ende des Bürgerkriegs einzusetzen.

Die syrische Luftwaffe hatte am Donnerstag erstmals Luftangriffe auf Stellungen der kurdischen Kräfte in Hassaka geflogen, nachdem sich am Mittwoch die Kurden und syrische Regierungstruppen Kämpfe geliefert hatten. In Hassaka gab es bisher eine friedliche, wenn auch spannungsvolle Koexistenz zwischen kurdischen Kräften und den Truppen von Machthaber Bashar al-Assad.

US-Jets kamen zu spät

Nach dem Einsatz der syrischen Luftwaffe gegen die kurdischen Milizen intervenierte die US-Luftwaffe am Donnerstag mit eigenen F-22-Kampfjets, die von der Basis Al-Dhafra in den Emiraten starteten, um die an der Seite der Kurden eingesetzten US-Militärberater zu schützen. Zwar trafen sie laut der "Beobachtungsstelle" die syrischen Kampfjets nicht mehr an, doch war es das erste Mal, dass die US-Luftwaffe direkt auf eine Aktion der syrischen Luftwaffe reagierte.

Das US-Verteidigungsministerium erklärte am Freitag, mit dem Einsatz hätten die US-Streitkräfte klar machen wollen, dass sie Angriffe auf die "Koalitionskräfte" nicht hinnehmen würden. Es warnte die syrischen Regierungstruppen davor, die "Koalitionskräfte" in Gefahr zu bringen.

"Das syrische Regime wäre gut beraten, die Bündniskräfte und unsere Partner nicht zu behindern", sagte Pentagon-Sprecher Jeff Davis. Die USA führen eine internationale Militärkoalition an, die Angriffe auf Stellungen der Terrormiliz IS in Syrien fliegt.

Die Kurden sind ein wichtiger Verbündeter der US-geführten Militärkoalition im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).

Weiter Luftangriffe am Samstag

Die Warnungen ließen die syrische Armee aber offenbar unbeeindruckt. Auch am Samstag in der Früh flogen syrische Kampfflugzeuge über Hassaka, wobei die "Beobachtungsstelle" nicht sagen konnte, ob die Flugzeuge dabei auch Bomben abwarfen. Ihren Angaben zufolge wurden seit Mittwoch 41 Menschen in Hassaka getötet, darunter zehn Kinder und 15 andere Zivilisten.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sagte unterdessen mit Blick auf die syrischen Luftangriffe in Hassaka, die syrische Regierung habe nun auch verstanden, dass die Kurden eine Bedrohung seien. "Es ist klar, dass das Regime verstanden hat, dass die Struktur, welche die Kurden im Norden zu bilden versuchen, auch für Syrien eine Bedrohung zu werden beginnt", sagte Yildirim mit Blick auf die Autonomiebestrebungen der Kurden.

Die Kurden haben im Norden Syriens drei autonome Gebiete ausgerufen und versuchen nun, eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen.

"Auch mit Assad sprechen"

Yildirim kündigte zudem an, sich in den kommenden sechs Monaten "aktiver" für ein Ende des "Blutbads" in dem Bürgerkriegsland einzusetzen. Um zu einem politischen Übergang zu kommen, müsse auch mit Assad gesprochen werden, der, "ob wir es wollen oder nicht", ein "Akteur" des Konflikts ist, sagte Yildirim. Zugleich schloss er für die Türkei Gespräche mit Assad aus, auf dessen Sturz Ankara seit Jahren hinarbeitet.

Die Türkei ist angesichts der in Nordsyrien gegen die Terrormiliz IS vorrückenden Kurden besorgt. Sie befürchtet, dass ein weiterer Geländegewinn Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im eigenen Land befeuern könnte. Die kurdischen Volksschutzeinheiten in Syrien sind das Pendant der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Türkei. (APA, 28.8.2016)