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Es gibt laute, lautere und unlautere Verlage, heißt es. Hierzulande wie auch sonst überall auf der Welt. Und es gibt Verlage und zugehörige Verlegerpersönlichkeiten, die leise und unaufgeregt mittels haptischer, optischer und geistreicher Ereignisse der bibliophilen Kunst der guten alten Gutenberg-Galaxis frönen. Zu Letzteren zählt die Bibliothek der Provinz und deren engagierter Protagonist Richard Pils. Einen Verlag wollte er nie gründen, sagte er vor ein paar Jahren in einem Interview mit dem STANDARD. Eine Bibliothek aber wollte er zusammentragen, "die jene Fragen versammelt, die die Welt stellt".

Seit 20 Jahren veranstaltet er im abgeschiedenen Waldviertel auf Schloss Raabs an der Thaya sein Poetenfest. Maxi Blaha gibt die Vorleserin ebenso wie Dine Petrik, Anita Lehner, Antonie Schneider und Ida Leibetseder. Über die "Gesellschaft der Zeitzerstörung" diskutieren im Rahmen der "Peripatetischen Akademie" Leander Kaiser, Anna Margareta Spohn und Hubert Christian Ehalt. Hans Höller rezitiert eine Hommage an die Lesebrille. Bilderpoet Gerhard Trumler wird fotografisch das im Burghof Dargebotene für die Nachwelt dokumentieren und Reinhard Helscher über den Club der Enthirnten dozieren. Klingt vielversprechend. Weiters geben einander unter anderen Angela Jursitzka. Hans Eichhorn, Erich Jooß, Erika Hager, Nicole Streitler, Astrid Walenta und Franzobel die Klinke respektive das Mikrofon in die Hand.

Die ob der Qualität oft ausgezeichnete Bibliothek der Provinz war schon Exzentrikern wie Herbert Achternbusch oder Sepp Dressinger eine Heimat. "Jedes Buch ist ein Auge, das eine Facette im Hologramm des Menschseins sehen lässt", erklärt Pils. Mögen noch viele Augäpfel sich in das bisherige Schaffen einfügen, entgegen dem Motto des diesjährigen Poetenfestes: "Das Beste kommt zum Schluss!" (auen, 19.8.2016)