Die Täler könnten verschiedener kaum sein: Im Pongau das Gasteinertal mit dem – zumindest ehemals – ziemlich mondänen Kurort Bad Gastein, gleich daneben im Pinzgau das Rauriser Tal. Während in Gastein mächtige Skiliftanlagen die Szenerie bestimmen, hat Rauris viel von der bäuerlichen Struktur erhalten und setzt auf den Nationalpark-Tourismus. Der Name "Rauris" ist vermutlich vielen ein Begriff: Auf dem Sonnblick steht eines der wichtigsten Wetterobservatorien der Alpen, und dann gibt es ja noch die Rauriser Literaturtage.

Getrennt werden die beiden nach Norden ausgerichteten, in der letzten Eiszeit geformten Täler von einem langen Bergrücken, der im Süden auf dem 3122 Meter hohen Schareck seinen Ausgang nimmt. Von hier stammte der Reichtum manches Salzburger Fürsterzbischofs. Bis ins 19. Jahrhundert wurde nach Erzen geschürft.

Abraumhalden zeugen von der ehemaligen Bergbautätigkeit am Silberpfennig.
Foto: Thomas Neuhold

Viele Namen verraten den bergbaulichen Hintergrund: Die Gebirgsgruppe heißt Goldberggruppe, es gibt einen Goldzechkopf, und auf dem Silberpfennig wurde eben Silber abgebaut. Bis heute sieht man die Schlackehalden und die Eingänge der alten Stollen. Es gibt einen Erzwiessee, und die Bockhartscharte hieß einst Pochkarscharte; das kam vom Pochen der Hämmer am Fels im Poch-Kar.

Famoser Überblick

Neben den Dreitausendern Schareck, Hocharn und Sonnblick nimmt sich der Silberpfennig mit seinen 2600 Metern fast bescheiden aus. Er ist aber ein äußerst lohnendes Ziel, bietet er doch mit seiner zentralen Lage einen famosen Überblick über die Gasteiner wie über die Rauriser Bergwelt. Allzu schwierig ist er nicht. Selbst die weglose Überschreitung sollte bei guten Bedingungen für geübte Bergwanderer machbar sein.

Die alpine Starparade der Goldberggruppe präsentiert sich von der Filzenalm aus: die 3000er Sonnblick, Goldzechkopf und Hocharn.
Foto: Thomas Neuhold

Wer vom Rauriser Tal auf den Silberpfennig will, startet beim Parkplatz Lenz Anger (1550 m) am Ende der Mautstraße vom Gasthof Bodenhaus kommend. Hier geht’s auf dem alten Almweg durch den Rauriser Urwald auf die Durchgangsalm und durch das Filzenkar in die Bockhartscharte (2226 m). Dann steigt man auf schmalem Steig in die Baukarl-Scharte nach Nordosten und über nicht besonders schwierige (Vorsicht bei Nässe!) Felsstufen auf den Gipfel.

Sportlicher von Sportgastein

Die zweifellos eleganteste, landschaftlich schönste, aber auch anspruchsvollste Variante, dem Silberpfennig auf das Haupt zu steigen, ist die Überschreitung von der Gasteiner Seite her. Es geht vom Valeriehaus in Sportgastein auf dem steilen Hüttenweg hinauf zur Bockhartseehütte und über die Staumauer des Unteren Bockhartsees hinauf in die Miesbichlscharte.

Wind und Wetter formten am Kleinen Silberpfennig einen regelrechten Skulpturenpark.
Foto: Thomas Neuhold

Hier verlässt man den markierten Steig und folgt dem bogenförmigen Gratverlauf des Südostgrates hinauf zum Kleinen Silberpfennig (2512 m). Die Schwierigkeiten im Blockgelände und an den vom Wind geformten Bratschen sind moderat: einige Stellen im I. Grad, Steinmandl erleichtern die Orientierung.

Der Weiterweg ist einfacher. Fast eben hinüber auf den Hauptgipfel und entlang des markierten Normalweges in die Bockhartscharte. Der Abstieg erfolgt über den Oberen und Unteren See bis zur Hütte. (Thomas Neuhold, 19.8.2016)