Zalando denkt neben den zwei neuen bereits über weitere Standorte nach.

Foto: apa/Bodo Marks

Wien/Berlin – Die Porr Deutschland der Porr-Gruppe hat einen Großauftrag bekommen. Um 100 Mio. Euro baut sie als Generalunternehmer in Berlin das neue Headquater der Online-Modeplattform Zalando. In zwei Gebäuden sollen rund 42.000 Quadratmeter Büroflächen entstehen. Die Bauzeit ist mit 24 Monaten anberaumt, teilte die börsenotierte Porr AG am Donnerstag in einer Aussendung mit.

Der Auftrag gebe Porr die Möglichkeit, unser komplettes Leistungsportfolio im Hochbau unter Beweis zu stellen: von der Generalplanung bis zur schlüsselfertigen Errichtung", so Porr-Chef Karl-Heinz Strauss. Generalplaner der neuen Gebäude, die im Berliner Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg gebaut werden, ist die Porr Design & Engineering.

Die Zalando-Abteilungen waren bisher über die deutsche Hauptstadt verteilt und sollen nun in einer neuen Zentrale zusammengeführt werden. Die zwei Neubauten mit rund 28.700 bzw. 13.300 Quadratmeter Bürofläche sollen 2.700 Mitarbeitern Platz bieten. Der Entwurf für die Häuser stammt vom Architekturbüro Henn. In ihrem Konzept reinterpretieren die Gebäudegrundrisse die typische Berliner Blockrandbebauung. Dabei rücken die Innenhöfe an die Außenkanten der Grundstücke und schaffen eine Öffnung zwischen den Büros und dem öffentlichen Raum, so Porr.

Wachstum im Ausland

Daneben treibt Zalando seine Expansion im Ausland mit Investitionen in Polen und Frankreich voran. Dort sollen im kommenden Jahr zwei neue Logistikzentren eröffnet werden, in die das Unternehmen mehr als 150 Mio. Euro stecken und über 1.000 neue Jobs schaffen will. "Deutschland ist nicht mehr genug", sagte Zalandos Logistikchef David Schröder in einem am Donnerstag.

"Jetzt ist für uns der richtige Zeitpunkt, um die nächste Evolutionsstufe zu starten und noch stärker auf die lokalen Kundenbedürfnisse einzugehen."

Ein großes Logistikzentrum soll im kommenden Sommer in der Nähe von Stettin eröffnet werden. "Dort sehen wir einen gute Möglichkeit, nicht nur unsere polnischen Kunden schneller zu bedienen", erklärte Schröder. "Kunden in Dänemark, Finnland, Schweden und Norwegen werden davon profitieren können." Auch Deutschland könne von dort aus gut erreicht werden. Die Lieferzeit könne durch das Zentrum um ein bis zwei Tage verringert werden. Es soll ähnlich groß werden wie das in Erfurt mit 130.000 Quadratmetern. "Wir werden dort mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigen und ungefähr 150 Mio. Euro investieren", sagte der Manager. Der Betrieb des Logistikzentrums erfolge mit einem Partner.

Wettbewerb nimmt zu

Bereits Anfang 2017 soll in der Nähe von Paris ein lokales Lager eröffnet werden. "Wir wollen Frankreich besser erschließen", sagte Schröder. Im Großraum Paris könnten die Waren dann künftig am Tag nach der Bestellung oder sogar schon am selben Tag bei den Kunden ankommen. Allerdings sollen von dort nur Waren vertrieben werden, die in Frankreich besonders gefragt sind. "Eher selten bestellte Artikel werden weiter aus Deutschland geliefert", sagte der Cheflogistiker. "Wir lassen den Standort von einem externen Betreiber bedienen und investieren eine einstellige Millionensumme." Ein niedrige dreistellige Zahl an neuen Jobs soll hier entstehen.

Viele Anbieter – darunter der weltgrößte Onlinehändler Amazon – liefern sich derzeit einen Wettbewerb, um Zustellungen für Kunden attraktiver und schneller zu machen. Um die Ware noch rascher zum Käufer zu bringen, eröffnete Zalando dieses Jahr im norditalienischen Stradella das erste und bisher einzige Logistikzentrum im Ausland. In Deutschland sind es derzeit vier. "Logistik beeinflusst sehr stark die Kundenzufriedenheit", sagte Schröder. Lieferzeit, Lieferkosten und Retourenprozess spielten dabei eine besonders große Rolle.

Zalando wird es bei den beiden neuen Standorten voraussichtlich nicht belassen. "Die stärkere europäische Ausrichtung unseres Netzwerkes ist eine ganz klare Zukunftsstrategie", betonte Schröder. "Wir werden aller Voraussicht nach weitere Standorte im Ausland sehen. Wenn wir weiter mit 20 bis 25 Prozent beim Umsatz wachsen, werden wir in ein, zwei Jahren weitere Logistikkapazitäten brauchen." (APA/Reuters, 18.8.2016)