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Foto: reuters / bader

Wien – Man kann es so und so sehen. "Vor dem Referendum in Großbritannien gab es Zurückhaltung am Markt; die Lage hat sich inzwischen normalisiert", sagte Wienerberger-Chef Heimo Scheuch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Mittwoch. Und: "Wir halten an unseren Einschätzungen für 2016 fest und bestätigen unser Ziel von 405 Millionen Euro operativem Ebitda."

Erst in einem Nebensatz wies Scheuch darauf hin, dass etwa zehn Millionen Euro Währungseffekte auf dem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Höhe von 405 Millionen Euro lasten. Dies und die Ungewissheit, wie es nach dem Vollzug des Brexit mit der Insel konjunkturell weitergeht, hat nach Einschätzung von Analysten zu einem Kurssturz des Wienerberger-Papiers beigetragen. Der Börsenkurs des weltgrößten Erzeugers von Hintermauerziegeln lag am Mittwoch zeitweise um 8,6 Prozent im Minus.

Auch Kursverluste des polnischen Zloty und der norwegischen Krone dämpfen die Ergebnisentwicklung, selbst wenn Investoren den Hauptfokus weiter auf den britischen Markt gerichtet haben, wo Wienerberger rund zehn Prozent des Konzernumsatzes erzielt. Wienerberger hat auf den Rückgang der Neubautätigkeit in Großbritannien mit verminderten Lieferungen aus den Niederlanden und mit der Streichung der einen oder anderen Schicht in den britischen Werken reagiert. "Wir haben die Mengen angepasst, Werk wird keines geschlossen", sagte Scheuch.

Hoffnungsvolle Signale

Die Mehrzahl der britischen Ziegelwerke hat Wienerberger in den Midlands stehen, einige auch im Süden des Landes. "Unser Markt ist nicht London; es sind die ländlichen Gegenden", sagte Scheuch. Damit sei man von der Blase abgekoppelt, die sich über dem Londoner Immobilienmarkt gebildet hat. Signale der neuen Regierungschefin Theresa May, die den Neubau ankurbeln will, ließen durchaus optimistisch in die Zukunft sehen.

Im ersten Halbjahr 2016 hat Wienerberger bei einem stabilen Umsatz von 1,47 Milliarden Euro unterm Strich einen deutlich höheren Gewinn in Höhe von 27,1 Millionen Euro (siehe Grafik) erzielt. Mit einer besseren Performance im Ziegelbereich (Clay Building Materials) konnten niedrigere Ergebnisbeiträge aus der Sparte Rohre und Bodenbefestigung (Pipes & Pavers) mehr als kompensiert werden. Vor allem in Osteuropa bekam Wienerberger Verzögerungen beim Start diverser öffentlich finanzierter Projekte zu spüren. Dort ist Wienerberger mit Pipelife stark im Kanalbau und im Segment Rohre für die Wasserver- und -entsorgung vertreten. An dem mauen Geschäft dürfte sich auch im zweiten Halbjahr wenig ändern. Ein neues Förderprogramm der EU bis zum Jahr 2020 sollte in der Folge aber beitragen, dass sich der Markt wieder belebt.

Positiv entwickelt sich auch wieder der nordamerikanische Markt, einst ein Sorgenkind von Wienerberger. Dort rechnet Scheuch im zweiten Halbjahr mit deutlichen Mengensteigerungen.

Der gezielte Verkauf nicht betriebsnotwendiger Immobilien soll heuer abgeschlossen werden, zuvor aber nochmals 15 Millionen Euro an Einmalerlösen bringen. (Günther Strobl, 18.8.2016)