Teil eins der Doku "Geheimauftrag Pontifex".

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Kein Club 2, und auch sonst schweigen die Philosophen im staatlichen Rundfunk beharrlich. Die Erörterung geistiger Fragen hat der ORF bekanntlich in die Obhut der Kirche gegeben. Die alte Losung vom "gesunden Geist im gesunden Körper" erhält so erst ihren Sinn. Kaum war in Rio die Segel-Bronzemedaille bejubelt worden, konnte man am Dienstag kreuz und quer aufdrehen.

Dort wurde man schlagartig bedenklich gestimmt. Sommerlöcher bilden auch im Sendungskalender von kreuz und quer ein spirituelles Vakuum. Mit Teil eins der Attentatsdoku Geheimauftrag Pontifex stopfte man das ominöse Loch eher profan. Es mag die Mimi ohne Krimi nicht ins Bett gehen. Die Mitnahme eines Rosenkranzes empfiehlt sich zur Bannung unruhiger Träume trotzdem. Zu sehen bekam man die Anbahnung jenes Schussattentats, dem Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 beinahe zum Opfer gefallen wäre. Fadenkreuze zogen unruhig über den Bildschirm. Zu Wort kamen ausschließlich Akteure, deren man damals, im Kalten Krieg, unter Garantie niemals ansichtig wurde. Geheimdienstler, Untersuchungsrichter, Sicherheitsexperten.

Wiederum bewies sich eine Faustregel. Kaum hat sich der Pulverdampf der Weltgeschichte verzogen, bleiben unter Garantie zwei Personengruppen zurück. Zum einen sind das emeritierte Topspione, die es immer gewusst haben: "Ich hätte damals in den Vatikan mit einem Elefanten hineingehen können, niemand hätte es bemerkt." Die andere Gruppe wird von den "Vatikan-Korrespondenten" gebildet. "Wojtyla schrieb nicht irgendwelche schlauen Schriften, der machte beinhart Weltpolitik." Ein Teufelskerl eben, so ein Papst. (Ronald Pohl, 17.8.2016)