Das Semifinale war für Beate Schrott in weiter Ferne.

Rio de Janeiro – Hürdensprinterin Beate Schrott hat am Dienstag als Vorlaufletzte ein Olympia-Debakel erlebt, eine halbe Stunde später mit ihrem Freund Christian Taylor aber über Gold jubeln dürfen. Die Niederösterreicherin kam in Rio nicht über 13,47 Sekunden hinaus, damit war sie vier Jahre nach ihrem Finaleinzug von London als 45. und Vorletzte über 100 m fast eine Sekunde langsamer als die Besten.

"Wie man sieht, habe ich die Situation heuer nicht mehr retten können. Es tut mir wahnsinnig leid, weil ich weiß, dass mir Leute viel zugetraut haben, und für die Leute, die ich enttäuscht habe. Ich kann aber nur sagen, dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe", sagte die schon das ganze Jahr mit schlechter Form kämpfende ÖLV-Rekorhalterin (12,82).

Sie sei zwar ungeheuer enttäuscht über ihr Abschneiden, freue sich aber gleichzeitig mit Taylor, der im Dreisprung mit 17,86 m seinen Titel erfolgreich verteidigte. Bisher hatte der US-Amerikaner lediglich als ihr Kollege in der Trainingsgruppe von Rana Reider gegolten. "Das hat keiner gewusst, weil wir es bis jetzt geheim gehalten haben", so Schrott.

Zusammenbruch

Im Gegensatz zu Taylor sei für sie das Training von Reider, mit dem sie schon seit Ende 2014 zusammenarbeitet, offenbar das Falsche. Deshalb habe sie sich vor sechs Wochen aus dem Vorbereitungscamp in Arnheim verabschiedet. "Ich habe meine Zelte in Holland abgebrochen, weil ich gesehen habe, dass das Training nicht das Richtige war. Es hat – glaube ich – mein System überfordert, ich bin in ein Übertraining gekommen und die Zeiten heuer waren schlecht. Ich habe eine Watschen nach der anderen bekommen", erklärte die 28-Jährige.

Sie habe wohl zu spät die Reißleine gezogen, gestand Schrott, zumal sie auch schon im Vorjahr an Übertrainingssymptomen gelitten habe. Damals habe sie mit einer Pause noch einmal die Kurve bekommen, heuer kam es aber zum Bruch mit dem Coach. "Ich hatte einen Zusammenbruch und habe beschlossen, dass es keinen Sinn mehr macht. Es war sehr schwer, vor eineinhalb Monaten war ich soweit, dass ich lieber heulend auf dem Badezimmerboden gelegen bin, als im Bett", erzählte Schrott. Taylor habe sie aber wieder aufgerichtet und sei ihr beigestanden.

Als Konsequenz aus der Überlastung spannte sie sich nach der Trennung von Reider zuhause in St. Pölten mit ihrem ehemaligen Trainer Philipp Unfried zusammen. "Er hat mir geholfen und sich auch hier meiner angenommen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er drüber steht, weil ich ihn vor zwei Jahren verlassen habe."

"Christian hat mich aufgerichtet"

Die kurzfristige Umstellung nützte aber freilich nichts mehr. In Rio kassierte Schrott die nächste herbe Schlappe. "Es ist ein enttäuschendes Ergebnis. Aber es war definitiv besser, als es schon war, ich habe mir zugetraut, dass ich 13,10 laufen kann." Das gelang im Olympiastadion aber bei weitem nicht.

Die EM-Dritte von 2012 versucht aber, positive Lehren aus dem Schlamassel zu ziehen. "Ich hab' in dem Jahr soviel gelernt, wie in den 27 Jahren davor nicht. Es ist nicht schön, es tut mir weh, aber ich muss nichtsdestotrotz dankbar sein, für das, was passiert ist. Das ist das Letzte, das man sich für eine Olympiasaison wünscht. Aber Christian hat mich aufgerichtet."

Ihr Partner wisse am besten, wie hart sie für die Sommerspiele gearbeitet habe. "Wir haben monatelang gemeinsam auf der Bahn trainiert, uns gemeinsam den Arsch aufgerissen. Er weiß, dass ich bis zum Schluss alles gegeben habe." (APA, red, 16.8.2016)