Bild nicht mehr verfügbar.

Havelange wurde 100 Jahre alt.

Foto: AP/Felipe Dana

Rio de Janeiro – Der langjährige Fifa-Präsident Joao Havelange ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Das bestätigte eine Sprecherin des Krankenhauses Samaritano in Rio. Havelange führte den Fußball-Weltverband von 1974 bis 1998. Unter seiner Regie wuchs die Fifa zum Weltkonzern. Der Brasilianer mit belgischen Wurzeln war einer der bedeutendsten Sportfunktionäre der Geschichte, aber auch einer der umstrittensten.

Havelange war im Juli mit einer Lungenentzündung in das Spital eingeliefert worden, am frühen Dienstagmorgen starb er dort. Am 8. Mai war er 100 Jahre alt geworden. Das Leichtathletikstadion der Olympischen Spiele in Rio trägt seinen Namen, wegen der Korruptionsvorwürfe während seiner Fifa-Präsidentschaft gab es deshalb aber immer wieder Kritik an der Benennung. Seinen Titel als Fifa-Ehrenpräsident gab er 2013 ab.

Klingelnde Kassen, umstrittene Taten

Die Fußball-Weltmeisterschaft wurde unter seiner Führung von 16 erst auf 24, dann auf 32 Mannschaften ausgeweitet, lukrative Fernseh- und Marketingverträge ließen die Kassen der Fifa klingeln. Aber er war als autoritärer Patriarch umstritten und protegierte diktatorische Regimes. 1978 fand die WM in Argentinien statt, zu Zeiten einer Militärjunta.

Vor allem aber sorgten zweifelhafte Geschäfte und Deals für Kritik. Die bankrotte Sportmarketing-Firma ISL soll rund 100 Millionen Dollar in den 1990er Jahren an hochrangige Funktionäre gezahlt haben, unter ihnen Havelange. Als Gegenleistung wurden der ISL lukrative TV- und Vermarktungsrechte vermittelt. Joseph Blatter war unter Havelange Fifa-Generalsekretär und wurde von ihm gefördert.

Havelange war von 1963 bis 2011 auch fast 50 Jahre Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Zweimal nahm er selbst an Olympia teil, als Schwimmer 1936 in Berlin und als Wasserballer 1952 in Helsinki. Havelanges Vater stammte aus Belgien, er war Anfang des 20. Jahrhunderts nach Brasilien ausgewandert. (APA, dpa, 16.8.2016)