Die humanitäre Sichtweise auf die Schlacht um Aleppo wäre die einzig angebrachte, sollte man meinen: Der Gedanke, dass Hunderttausende in der umkämpften Stadt eingeschlossen sind und es vielleicht noch sehr lange bleiben werden – so lange, dass auch die mediale Aufmerksamkeit wieder verloren geht -, ist unerträglich. Noch dazu trifft es, wenngleich nicht in symmetrischem Ausmaß, sowohl einen Bevölkerungsteil, der zum Assad-Regime hält, als auch einen, der mit den Rebellen sympathisiert. Da müsste sich doch eine Lösung für die Zivilisten finden lassen, sagt der gesunde Menschenverstand.

Dieser ist jedoch kein Kriterium. Die Kriegsparteien nutzen jede noch so kleine Unterbrechung, um sich neu zu orientieren: Und da die Rebellen das nötiger haben als Assad und seine Unterstützer, profitieren Erstere mehr von längeren Feuerpausen, und Letztere sind dagegen.

Umso erstaunlicher ist es daher, dass – zumindest laut Moskau – die russisch-amerikanischen Gespräche über eine "Zusammenarbeit gegen Terroristen" in Syrien weiter auf Schiene sind. Auf Bewegung hinter den Kulissen deutet auch ein Treffen des russischen Vizeaußenministers mit der syrischen Exilopposition am Dienstag in Doha hin. Angesichts der Entwicklungen nicht nur in Syrien, sondern auch in der Ukraine erscheint es fast unvorstellbar, dass die USA und Russland eine gemeinsame Basis für eine Lösung für Aleppo finden. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. (Gudrun Harrer, 15.8.2016)