Europäischer Elektroschrott landet in Ghana, was die dortige Umwelt massiv belastet

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Alte Rechner oder ausgetauschte Komponenten, die in Europa entsorgt werden, landen oft als Elektroschrott in Afrika. Auf Containern werden massenhafte Geräte verschifft, die dann auf Deponien landen, beispielsweise in Ghana. Was nur wenige Nutzer wissen: Lokale Händler verkaufen dann nicht nur Komponente oder Ressourcen, die sie aus den Geräten gewinnen – sondern auch intime Daten europäischer User, die sie auf den Festplatten finden.

Heikle Informationen

Die "Bild am Sonntag" hat in einer aufwändigen Recherche gezeigt, dass mit jeder Schiffsladung voller Altgeräte auch sensible Informationen in Afrika landen. Auf den Rechnern fanden sich beispielsweise private Fotos, sogar Nacktbilder; ebenso aber auch Passwörter für Amazon- und Netflix-Konten oder Lebensläufe und Arbeitsverträge. Ein Hacker gab an, als Geschäftspraxis die abgebildeten Menschen auf Facebook zu suchen und dann mit ihren intimen Fotos zu erpressen.

Die Festplatten gelangen über mehrere Zwischenstationen nach Ghana. So sieben schon in Europa Müllhändler Elektroschrott aus dem Restmüll, um ihn weiterzuverkaufen. Außerdem suchen Exporthändler aktiv nach günstigen Second-Hand-Geräten, die sie dann gesammelt nach Afrika schicken. Die ZEIT hatte für eine Recherche beispielsweise einen alten Fernseher mit einem GPS-Gerät versehen und so seine Reise nach Ghana dokumentiert. Viele Nutzer denken hingegen, eine weggeworfene Festplatte wird definitiv vernichtet.

Amazon-Passwörter begehrt

Die Reporter der BamS fanden beispielsweise Daten eines Unternehmens, das von der deutschen Bundesagentur für Arbeit mit der Betreuung von Langzeitarbeitlosen beauftragt worden ist. Auf der Festplatte, die in der Mülldeponie von Agbogbloshie gelandet ist, fanden sie Lebensläufe, Fotos, Zeugnisse von den betreuten Langzeitarbeitslosen. Amazon-Passwörter sind ebenso begehrt. Oft können deren Finder dann Produkte so lange bestellen, bis dem Besitzer des Kontos die unerklärlichen Einkäufe auffallen.

Wegschmeißen allein nicht sicher

Kurzum: Wer seine Festplatte wegschmeißt, sollte diese vorher komplett löschen. Möglich ist das mit kostenfrei erhältlichen Programmen. Im Zweifelsfall kann die Festplatte auch physisch zerstört bleiben – wobei es prinzipiell aus einer ökologischen Perspektive wünschenswert ist, eine weitere Nutzbarkeit der Festplatte zu ermöglichen. Fix ist aber: Wer Daten loswerden will, indem er den Datenträger einfach weghaut, geht volles Risiko ein. (red, 14.8.2016)