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Mauer statt Brücke.

Foto: AP/Schreiber

Rio de Janeiro – Der ägyptische Judoka Islam El Shehaby hat bei den Olympischen Spielen seinem Gegner aus Israel den Handschlag verweigert und damit empörte Reaktionen ausgelöst. Die Zuschauer in Rio de Janeiro pfiffen und buhten am Freitag, nachdem El Shehaby sich nach seiner Niederlage in der ersten Runde gegen den Israeli Or Sasson kopfschüttelnd umgedreht hatte, anstatt die dargebotene Hand seines Gegners zu schütteln. Auch nach Aufforderung des Kampfrichters verweigerte der Ägypter den Handschlag.

Die Verbeugungen vor dem Kampf und der Handschlag danach gehören bei Judo-Wettkämpfen zum Standard. Schwergewichtler El Shehaby wollte sich anschließend nicht zu seinem skandalösen Verhalten äußern. Sasson hingegen gewann auch seine nächsten Kämpfe und stand im Semifinale. Bereits vor dem Match hatte es Berichte gegeben, der Ägypter könnte nicht antreten, eine immer wieder von moslemischen Sportlern angewandte Taktik, um Begegnungen mit Israelis auszuweichen. Zumeist werden in solchen Fällen angebliche Verletzungen als Vorwand vorgebracht.

Mark Adams, Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees, wollte die Szene nicht kommentieren, bevor er sich nicht selbst ein Bild gemacht habe. "Dinge passieren im Eifer des Gefechts, die nicht akzeptabel sind", sagte er. "Wir glauben, dass es in der olympischen Bewegung darum gehen muss, Brücken zu bauen, niemals Mauern." Sanktionen wollte er immerhin nicht ausschließen: "So etwas ist nicht akzeptabel."

Nicolas Messner, ein Sprecher des Internationalen Judoverbandes, reagierte mit vergleichbar lahmen Worten. Judokas, so Messner, seien nicht zu einem Handshake verpflichtet, nur zu einer Verbeugung. Man würde sich die Sache nach den Spielen ansehen, dann würde entschieden, ob etwas unternommen werden müsse.

Libanesen verweigern Busfahrt, IOC reagiert nicht

Allerdings: es ist dies nicht der erste anti-israelische Vorfall in Rio. So war die saudi-arabische Judoka Joud Fahmy zu ihrem Erstrundenkampf nicht angetreten, da sie danach auf eine israelische Gegnerin hätte treffen können. Und noch vor der Eröffnungsfeier der Spiele hatte die libanesische Delegation sich geweigert, gemeinsam mit israelischen Sportlern in einem Bus zum Stadion zu fahren.

Der libanesische Delegationsleiter hatte die Israelis mit körperlichem Einsatz am Zusteigen gehindert. Anstatt den Israelis den Zugang zu ermöglichen, hatten die Organisatoren bloß einen anderen Bus zur Verfügung gestellt. Schließlich fuhr man getrennt. Israels Sportministerin Miri Regev sprach von einem "abscheulichen und antisemitischen Verhalten". .Konsequenzen? Keine.

Das IOC hatte sich im Gegenteil bemüht, den Vorfall so klein wie möglich zu halten. Nach Kontaktaufnahme mit beiden Delegationen kommentierte Adams den Vorfall, der für die Olympier offenbar gar keiner war, so: Beide Seiten hätten die Sache miteinander geklärt und seien glücklich damit. "Wenn sie glücklich sind, sind wir auch glücklich." Fall erledigt. (red, 12.8.2016)