Chinesischer Eurotrip im Weltjournal+ am Mittwochabend auf ORF 2: neue Erkenntnisse oder doch nur alte Klischees? Chinesen stressen sich in zehn Tagen durch sechs europäische Länder, hüpfen aus dem Bus, um Fotos von Sehenswürdigkeiten zu schießen und weiter geht's. Zum Glück war das nicht alles.

Die Reiseleiter sparen nicht mit für viele Europäer seltsam anmutenden Aussagen. Europäer (vor allem die Franzosen) seien faul und ziellos: "Sie leben ihr Leben." Chinesen hingegen seien fleißig, immer mit Zielen vor Augen. Man müsse Europa und die USA einholen.

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Die armen Schweizer Bergdörfer haben durch den Tourismus eine Einnahmequelle gefunden. "Haben sie hier überhaupt Internet?", fragt eine Touristin. "In Europa ist Internet und Online-Shopping nicht so weit entwickelt wie in Asien", antwortet der Reiseleiter. Und spätestens jetzt fühlt sich der europäische Zuschauer in der falschen Rolle.

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Solche Eindrücke, die in nur einer Sendung entstehen, sind mit Vorsicht zu genießen, Generalisierungen sind heikel. Trotzdem scheint es, als begleite Reporterin Jill Coulon eine prototypische Reisegruppe, die eine genuine chinesische Sichtweise auf Europa hat.

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Und wie auch immer man zu den Aussagen dieser Sendung steht, in einem Aspekt sind die Chinesen uns voraus: Sie verstehen nicht, warum so kleine europäische Länder wie Italien oder Frankreich einander "nicht mögen". Chinesische Provinzen mögen einander auch nicht und halten trotzdem zusammen. Dass europäische Staaten im weltweiten Vergleich winzig sind und im globalen Rennen zusammenhalten sollten, haben bei uns noch nicht alle überrissen. (Christopher Rindhauser, 11.8.2016)

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