App Read.it startete in Österreich vor einem halben Jahr: 70 Prozent der Nutzung erfolgt über Tablet, 30 Prozent über Smartphone.

Foto: Read.it

Wien – Wie viele Nutzer tatsächlich 9,99 Euro monatlich zahlen, um theoretisch 300 Magazine und ein paar Tageszeitungen in einer App zu lesen, möchte Jörg Braun, Managing Director von read.it, nicht sagen, nur so viel: Ein halbes Jahr nach dem Start zählt der Digitalkiosk in Österreich 17.000 Kunden.

Der Großteil verwendet die Gratisversion, die mit Werbung finanziert wird. Alle 2,5 bis drei Minuten werden Spots gesendet. "Durch die Werbung wollen wir den Usern die Vorzüge des Premiummodells schmackhaft machen", sagt Braun zum STANDARD. Seine Bilanz fällt nach sechs Monaten positiv aus: "32 Prozent der täglichen Nutzung finden im Premiummodell statt." Das Ziel von 30.000 registrierten Nutzern nach einem Jahr sei in Reichweite.

read.it ist laut Eigendefinition für den Journalismus, was Spotify für die Musikbranche ist: ein Dienst, der Zugang zu hunderten Titeln bietet. Hinter der App steht der deutsche Pressegroßhändler PVG – Presse-Vertriebs-Gesellschaft, der in Deutschland über 6000 Vertriebsstellen mit Presseerzeugnissen beliefert.

Magazine aus Österreich

Aus Österreich sind bei read.it beispielsweise Magazine der Verlagsgruppe News (News, Profil, Trend, Woman) dabei, Styria-Hefte (Miss, Wienerin, Diva), Die ganze Woche, ORF-Nachlese, aber auch die Wiener Zeitung oder die Gratiszeitung Heute. Insgesamt sind 20.000 Ausgaben abrufbar.

read.it sei ein "zartes Pflänzchen" im harten Mediengeschäft, das zu einem "Baum reifen" könne, sagt Braun. Erste Früchte werfe es bereits ab: "Wir haben Verlage, denen wir monatlich eine vierstellige Summe überweisen." Auch hier möchte Braun keine Zahlen nennen: "Bei mir hat sich noch niemand beschwert."

1000 Nutzer pro Tag

Die Einnahmen werden nach einem Schlüssel aufgeteilt. 70 Prozent der Erlöse aus dem Premiummodell landen in einem Topf. Entscheidend bei der Verteilung des Geldes für Verlage sei dann die Lesezeit. Pro Tag nutzen read.it nach eigenen Angaben rund 1000 User für durchschnittlich 18 Minuten. Am beliebtesten sind laut Braun Magazine aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Finanzen, gefolgt von Computer, Technik und Lifestyle.

Österreich ist für read.it Hoffnungsmarkt und Experimentierfeld zugleich, ist doch die Printdichte sehr hoch. Digitale Bezahlmodelle sind überschaubar. Im Visier hat das Unternehmen neben der Schweiz, wo ein Start "noch in diesem Jahr" realistisch sei, vor allem Deutschland.

Internationale Titel sollen folgen

Um Erfolg zu haben, "brauchen wir aber die großen Marken an Bord", sagt Braun. In Österreich decke read.it 85 Prozent des Magazinmarktes ab. Aus Deutschland sind erst einige Regionalzeitungen dabei, englischsprachige wie die New York Times oder Financial Times sollen bald folgen.

Neu ist, dass Verlage einen Zugang zur Österreichischen Webanalyse (ÖWA) erhalten sollen. Die Userzahlen könnten dann in die "ePaper Unique Client"-Kategorie der Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK) fließen.

Update: Verlagsgruppe News tendenziell zufrieden

Ambivalent, aber im Kern positiv fällt das Resümee von Markus Fallenböck, Vertriebschef der Verlagsgruppe News, ein halbes Jahr nach dem Start aus: "Die Umsatzerlöse sind nett, aber bei einem Verlag unserer Größenordnung noch nicht so entscheidend." Im Gespräch mit dem STANDARD bestätigt er, dass es sich monatlich um vierstellige Beträge handelt, allerdings im "niedrigen Bereich". Fallenböck wünscht sich eine schnellere Transformation der Nutzer in Richtung Premiummodell.

Positiv sei jedenfalls die einfache Bedienung der App, kritisch sehe er die Userstruktur: "Wir würden uns noch mehr junge Leser wünschen." Für was sich read.it sehr gut eigne, sei Marktforschung: "Wir sehen genau, welche Artikel Leser interessieren."

Kannibalisierungseffekte seien keine eingetreten: "Durch read.it haben wir keine Leser verloren", sagt Fallenböck. Die Verlagsgruppe News ist mit allen Titeln auf der Plattform vertreten. Welche am besten gehen? "Profil, News, Autorevue und E-Media. Nicht so gut angenommen werden die Frauenzeitschriften." (Oliver Mark, 12.8.2016)