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Es ist ein ganz gewaltiger Schluck, den AB-Inbev nimmt: Bis Jahresende wird der größte Brauereikonzern der Welt den Branchenzweiten SAB-Miller aufsaugen. 79 Milliarden Pfund – 93,9 Milliarden Euro – lässt sich AB-Inbev die Übernahme kosten, die Börsen haben den Deal mit Wohlwollen aufgenommen. Und die Biertrinker? Denen steht künftig ein Konzern gegenüber, der rund 30 Prozent des weltweiten Biermarktes beherrscht – wobei bisher nur wenige seiner Marken (darunter Beck's, Löwenbräu, Hoegaarden, Leffe, Pilsner Urquell und Peroni) auch bei uns in den Regalen stehen.

Weltweit geht es aber um insgesamt 600 Millionen Hektoliter Bier, mehr, als in ganz Europa im Jahr getrunken wird. Das waren im Vorjahr 527 Millionen Hektoliter, davon gerade einmal neun Millionen aus Österreich.

Statistisch gesehen ist die österreichische Brauwirtschaft damit relativ unbedeutend, mit zwei Dingen fällt sie aber aus dem Rahmen: Erstens ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich mit 105 Litern stabil (nur die Tschechen konsumieren pro Einwohner mehr), während er in anderen entwickelten Märkten mehr oder weniger rasch zurückgeht. Und zweitens gelingt es den österreichischen Brauern, auch international Profil zu zeigen.

Dies einerseits mit Spezialitäten aus kleinen Brauereien – Bevog und Gusswerk, zwei Gründungen aus den vergangenen zehn Jahren, machen bei Wettbewerben und in der Folge auf Exportmärkten eine glänzende Figur, Trumer lässt sein Bier erfolgreich in Kalifornien nachbrauen, und die Villacher Brauerei versorgt vor allem den italienischen Markt mit Sondersuden aus der Schleppe-Brauerei.

Erfolgreicher Radler

Andererseits hat Marktführer Brau-Union auch nicht geschlafen: "Allein im ersten Halbjahr haben wir 40.000 Hektoliter Gösser Naturradler nach Deutschland exportiert", erzählt Brau-Union-Chef Markus Liebl dem STANDARD. Das in seinem Haus entwickelte Radler-Rezept mit natürlichem Zitronensaft und Fruchtzucker wird im gesamten Heineken-Konzern in verschiedenen Markenbieren verwendet – sogar in der Mongolei wird nun Radler nach Gösser-Rezept gemixt.

Innerhalb des Heineken-Konzerns, der 2003 die Brau-Union übernommen hat, gelten die österreichischen Braustätten als technologisch führend, besonders in Leoben-Göss wurde in den letzten beiden Jahrzehnten viel in "grüne Technologie" (zuletzt eine innovative Trebervergasungsanlage) investiert.

Wie die Tabelle links oben zeigt, wird die Brau-Union-Muttergesellschaft Heineken infolge der Fusion von AB-Inbev mit SAB-Miller im Herbst auf den zweiten Listenplatz vorrücken – mit 188 Millionen Hektolitern (davon drei Millionen Hektoliter Radler) allerdings weit hinter dem neuen Giganten.

Die neue Struktur von AB-Inbev (seinerseits ein Zusammenschluss des US-amerikanischen Branchenprimus Anheuser Busch mit der belgischen Interbrew und der brasilianischen Ambev) wird allerdings nicht alle Marken umfassen, die man bisher von den beiden Konzernen kannte. Die Kartellbehörden haben verlangt, dass in den USA die Marken Miller und Lite nicht unter demselben Dach bleiben dürfen wie das meistverkaufte Bier, Budweiser. Budweiser, eine um 17 Jahre ältere Marke als das uns geläufige Budweiser Budvar, ist nicht nur in Amerika, sondern auch in Asien erfolgreich.

Daher haben die chinesischen Regulatoren die Auflage erteilt, dass sich SAB-Miller vor der Fusion von seiner Beteiligung an China Resources (mit der in China führenden Marke Snow) trennt. Die Kartellbehörden der EU haben schon vorher festgelegt, dass Peroni, Grolsch und Pilsner Urquell abgegeben werden müssen – hier meldeten sich Kaufinteressenten aus England und Japan. Von SAB-Miller bleibt in Europa damit wenig übrig – alle Macht wandert zu AB-Inbev in Belgien. (Conrad Seidl, 11.8.2016)